Zwischen dem 2. und dem 27. Juli 2025 findet in der Schweiz die Fussball-Europameisterschaft der Frauen statt. Es ist das grösste Sportereignis, das je in unserem Land ausgetragen wurde – und ein Anlass mit immenser Strahlkraft. Zur letzten Euro (2021 in England) strömten 574.875 Zuschauerinnen und Zuschauer in die Stadien.

Allein in Deutschland verfolgten 17,8 Millionen Menschen den Final, in dem die DFB-Auswahl gegen England 1:2 unterlag, am TV. Das entsprach einem Marktanteil von 64,8 Prozent. In England sassen 23,3 Millionen vor den Fernseh-Geräten. Rekord für Frauenfussball!

Auch die Schweizer Politikerinnen Tamara Funiciello und Anna Rosenwasser, beide am linken Flügel unterwegs, freuen sich auf das Turnier in der Schweiz. Dies auf jeden Fall darf man ihren Aussagen im «Feministischen Sessionsrückblick» entnehmen: «Ich liebe es, über die EM zu sprechen», sagt Rosenwasser auf die Frage, ob sie für das Turnier bereit sei. «Dann meinen alle, ich interessiere mich für den Fussball. Dabei interessiere ich mich vor allem für Lesben, die Sport machen.» Ob sie tatsächlich bei einem Spiel dabei sei, wisse sie jedoch noch nicht.

Anders Funiciello: Sie teilt der Öffentlichkeit offenherzig mit, dass sie im heissumkämpften Vorverkauf gleich 35 Tickets abgestaubt habe. Und sie erklärt ihre Motivation ähnlich wie zuvor Kollegin Rosenwasser: «Ich mache einen Monat nichts anderes, als Lesben beim Fussballspielen zuzuschauen.»

Die Aussagen lassen tief blicken und bedienen sich der ältesten Klischees. Und sie sagen viel aus über den Respekt der beiden vor den Sportlerinnen – und über die eigene Inkonsequenz. Man stelle sich vor, ein Mann würde ähnliche Motive für den Besuch einer Frauen-Sportveranstaltung aufführen.

Er würde an den Pranger gestellt – und mit dem feministischen Zweihänder öffentlich entmannt. Doch offenbar gilt nicht für alle der gleiche Massstab. Offenbar besitzen Rosenwasser, Funiciello und Co. die Carte blanche in Sachen Sexismus und Diskriminierung. Doch damit stellen sie sich selber ins Abseits. Auch wenn die beiden von Fussball offenbar nicht viel verstehen (wollen). Was ein Eigentor ist, müssten sogar sie wissen.