Was die Teilnehmer des «Sonntalk» von Tele Züri den Zuschauern zumuten, grenzt mitunter ans Aschgraue. Die grüne Nationalrätin Irène Kälin gab sich zwar als Pazifistin, welche die Schweizer Waffenproduktion verabscheut. Lautstark beschwor sie aber die Solidarität mit der Ukraine und beklagte, dass unser Land viel zu wenig humanitäre Hilfe leiste.

Sie untermauerte dies mit der Behauptung, vor dem Krieg sei die Schweiz unter den bilateralen Partnern der Ukraine bei den ersten zehn Rängen gelegen, jetzt liege sie nur noch zwischen Rang 36 und 42. Die angeblich einzig richtigen «Fakten», auf denen sie bestand, sind in Wirklichkeit so falsch wie nur möglich.

Irène Kälin orientiere sich nämlich an einer Studie des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel, wonach die Schweiz bezüglich «Regierungshilfe» auf Platz 33 von 40 Ländern landete. Was die Pazifistin Kälin indessen verschwieg: Diese Rangliste beinhaltet hauptsächlich die Waffenlieferungen an die Ukraine. Dass hierbei die neutrale Schweiz keinen Spitzenrang einnimmt, ist einigermassen logisch.

Was aber die von Irène Kälin betonte humanitäre Hilfe für die Ukraine betrifft, liegt die Schweiz – gemessen am Prozentanteil des Bruttoinlandsprodukts – auf dem guten zehnten Rang. Unser Land hat 2022 nicht weniger als 75.000 Ukrainer aufgenommen. Für dieses Jahr budgetierte der Bundesrat allein für sie 2,1 Milliarden Franken – ohne Gesundheitskosten, die nochmals 100 Millionen Franken ausmachen. Letztes Jahr hat die Landesregierung 150 Millionen humanitäre Hilfe gesprochen, dazu kamen ein Nachtragskredit von 100 Millionen und die aufwendig inszenierte Ukraine-Konferenz in Lugano. Dieses Jahr sind 650 Millionen vorgesehen.

Auch wenn die von den Linken planlos geforderten 5 Milliarden Franken nicht bewilligt wurden, arbeitet der Bundesrat gegenwärtig an einem Ukraine-Programm inklusive Minenräumung, das in die Milliarden gehen wird. Wie viel davon in der dort allgegenwärtig grassierenden Korruption versickern wird, weiss niemand.

Das alles ist jedenfalls viel Geld, angesichts der Tatsache, dass manche Ukrainerinnen mit Schutzstatus S ziemlich fordernd auftreten. Die Betreuer sprechen von Wünschen wie Botox, Laptops oder Putzfrauen. Auch die von der Allgemeinheit bezahlten Zahnbehandlungen schiessen ins Kraut. Einem helvetischen Tabu gleicht die Tatsache, dass die Flixbusse aus der Schweiz nach Kiew über Wochen und Monate ausgebucht sind. Weil die angeblich an Leib und Leben bedrohten Flüchtlinge in ihrer Heimat Ferien machen.

Eigenartig äusserte sich beim «Sonntalk» auch ein von Geschichtskenntnis unbelasteter Solothurner Mitte-Ständerat Pirmin Bischof. Er fabulierte von angeblich plombierten Zügen mit Wehrmachtssoldaten, die während des Zweiten Weltkriegs durch die Schweiz gerollt seien. Für eine solche Behauptung gibt es in Wirklichkeit keinen einzigen Beleg.

Auch war der Transit von reinem Kriegsmaterial während des ganzen Krieges verboten. Richtig ist, dass Deutschland und Italien aufgrund des Gotthardvertrags von 1909 verbriefte Transitrechte besassen. Dies führte damals zu einer Petition des souveränitätsbewussten Bevölkerungsteils, die aber von den internationalistischen Vorfahren eines Pirmin Bischof abgelehnt wurde.

Obendrein unterlegte Bischof die Behauptung, die Schweiz sei im Zweiten Weltkrieg wenig neutral gewesen, mit dem Beispiel der Solothurner Waffenfabrik in Zuchwil. Dabei war die Lieferung von Waffen aus privater Produktion der Schweiz neutralitätsrechtlich mitnichten verboten.

Den Mantel des Erbarmens legt man am besten über Bischofs Behauptung, der russische Überfall auf die Ukraine vom 24. Februar 2021 sei «nur zu vergleichen» mit dem deutschen Überfall von Nazideutschland auf Polen vom 1. September 1939. Wenn dem so wäre, hätte der Solothurner Ständerat längst die Generalmobilmachung der Schweizer Armee und die Wahl eines Generals verlangen müssen.