Noch immer träumen vor allem europäische Politiker von einem Wirtschaftsaufschwung, der ihnen neue Steuereinnahmen bescheren und Probleme am Arbeitsmarkt ersparen würde. Aber nun passiert wohl das Gegenteil.

Die Juli-Einkaufsmanager-Indizes (PMIs) für die Industrie in den wichtigsten vier Wirtschaftsräumen (USA, China, Euro-Zone und Japan) sind allesamt in den Rezessionsbereich abgedriftet. Es kommt sehr selten vor, dass alle vier Regionen gleichzeitig schwächeln. Deshalb muss man auch ohne Pandemie erstmals seit vielen Jahren wieder mit einer globalen Rezession rechnen. Die Dienstleistungssektoren und staatliche Programme stützten die Weltkonjunktur zwar noch teilweise, aber in den letzten Jahren haben sich Strukturprobleme aufgestaut, die sich weder mit Zinssenkungen noch mit mehr Protektionismus lösen lassen.

Gemeinsam ist allen bisher veröffentlichten PMIs, dass Neuaufträge ausbleiben. Der Nachholbedarf im Anschluss der Corona-Krise ist verebbt, die damaligen aufgehäuften Ersparnisse verjubelt, und dennoch sind die Lager noch nicht geräumt. Die Staatsverschuldung und die dafür fälligen Zinsen engen die Handlungsspielräume der Regierungen ein. Diese versuchen zwar krampfhaft, mit allerhand Tricksereien Schuldenbremsen und Bonitätsrückstufungen zu umgehen, aber ihre Glaubwürdigkeit sinkt von Tag zu Tag.

Die temporär höheren Zinsen haben zu rückläufigen Bauvorhaben geführt, die sich nun zusehends negativ in der effektiven Bautätigkeit niederschlagen. Damit kann man die Hoffnungen auf eine Wirtschaftserholung im weiteren Jahresverlauf begraben. Die Prognostiker werden den Aufschwung zumindest auf das Jahr 2025 verschieben. Allerdings ist auch dannzumal noch kein Boom garantiert, selbst wenn demnächst die sehnlichst erwarteten Leitzinssenkungen durch das US Fed erfolgen.

Im Juli sind die Zinsen weltweit stark zurückgekommen, was zwar teilweise auf die rückläufige Inflation und die Hoffnungen auf Leitzinssenkungen weltweit zurückzuführen ist. Aber ebenso wahrscheinlich könnten die Zinsrückgänge Vorbote einer globalen Rezession sein. Denn nebst den fehlenden Aufträgen für die Industrie sind viele Unternehmen auch wegen der nicht enden wollenden geopolitischen Konflikte verunsichert. Es sind nicht nur die unmittelbar militärischen Auseinandersetzungen, sondern auch Sanktionen, denen sie sich anschliessen müssen, protektionistische Zölle und der globale Subventionskrieg, die die Investitionsfreudigkeit lähmen. Dazu kommen Regierungswechsel in Frankreich und Grossbritannien, wo die neuen Garden bereits mit höheren Unternehmenssteuern, Reichensteuern etc. gedroht haben. Diese Länder werden wie Deutschland weiter an Standortattraktivität verlieren.

China hat bekanntlich weder den temporären Inflations- noch den Zinshöhenflug mitgemacht. Im bisherigen Jahresverlauf gehört China sogar zu jenen wenigen Ländern, wo die Langfristzinsen sanken. Sie fielen von 2,58 Prozent auf noch 2,15 Prozent. Dennoch wird dieser Rückgang um 43 Basispunkte nicht ausreichen, die Überkapazitäten am chinesischen Immobilienmarkt und die Schuldenberge der Regionalregierungen innert nützlicher Frist zu reduzieren. Deshalb erwarten die meisten Marktbeobachter schon bald neue staatliche Hilfsprogramme.

Bisher traute sich noch kaum ein führender Ökonom oder Politiker von einer bevorstehenden globalen Rezession zu sprechen. Aber ewig wird die Realität nicht zu verdrängen sein. Früher oder später wird das Eis gebrochen werden, und dann werden sich die Pessimisten wohl mit Horrorprognosen überschlagen.

Vorerst stehen aber die US-Präsidentschaftswahlen und in Europa der grüne Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft sowie der «Kampf gegen rechts» zuoberst auf der Prioritätenliste der links-grünen und Staatsmedien. Damit geht weitere wertvolle Zeit verloren, notwendige Reformen anzupacken. Probleme, die man nicht erkennen will, werden auch nicht gelöst. Vermutlich braucht es einen kräftigen Anstieg der Arbeitslosigkeit, bis die Politiker den Ernst der Lage endlich erkennen. Die Zunahme der Arbeitslosenzahlen hat bereits eingesetzt. Es stellt sich nur noch die Frage, wie rasch die Entlassungen voranschreiten werden und wie hoch die Arbeitslosigkeit klettern wird. Und es wäre eine Fehleinschätzung, zu glauben, die Schweiz würde von einer globalen Rezession verschon bleiben.