Als Referenten für das 53. St. Galler Symposium vom 2./3. Mai sind neben Bundesrätin Karin Keller-Sutter, Regierungspräsident Daniel Risch aus dem Fürstentum Liechtenstein sowie dem ehemaligen lettischen Präsidenten Egils Levits zwei weitere Gäste geladen. Es handelt sich um die Witwe des russischen Dissidenten Alexei Nawalny, Julija Nawalnaja, vorgestellt als «Vorsitzende des Beirats Antikorruptionsstiftung» und «Anwältin für die Demokratie», sowie Wladimir Klitschko, «Gründer der Klitschko-Stiftung».

Die Veranstaltung wird weitgehend von den Studenten der Universität St. Gallen organisiert. Zweifellos sind sie der festen Überzeugung, sie hätten mit einer russischen Oppositionellen und dem Bruder und Mitkämpfer des Kiewer Bürgermeisters sämtliche Gebote der politischen Korrektheit erfüllt.

Dem ist aber leider nicht so. Alexei Nawalny, den jetzt seine Frau durch alle Böden verteidigt, war keineswegs ein so lupenreiner Demokrat, wie es sich die St. Galler Studenten vorstellen. Er exponierte sich vielmehr als rabiater russischer Nationalist, der für alle Georgier eine Deportation forderte, an rechtsextremistischen Kundgebungen teilnahm und sich äusserst kritisch über die Zuwanderung nach Russland äusserte.

Bürgerrechtler nannte er «quasiliberale Wichser», Homosexuelle «Schwuchteln», die weggesperrt gehörten. Seinen Wahlkampf als Moskauer Bürgermeister führte Nawalny mit antimigrantischen Themen und verbreitete die Fake News, die Hälfte der Kriminalität in Moskau gehe von kaukasischen Einwanderern aus. Die Tschetschenen bezeichnete er als «Kakerlaken», gegen die man sich bewaffnen müsse.

Der Bruder und Vertraute von Wladimir Klitschko ist ein offizielles Bündnis mit der rechtsextremen, ultranationalistischen Partei Swoboda (Freiheit) eingegangen. Diese pflegte gute Kontakte zur NPD in Deutschland. Ihr Parteichef Oleh Tjahnybok schimpfte über die «russisch-jüdische Mafia», welche die Ukraine kontrolliere. Gemäss ARD soll ein Parlamentsabgeordneter dieser ukrainischen Regierungspartei Swoboda an einer Zeremonie zur Feier des 70. Jahrestages der ukrainischen Division der Waffen-SS teilgenommen haben.

Parteichef Oleh Tjahnybok lobte die Bandera-Partisanen so: «Sie kämpften gegen Russen, gegen die Deutschen, gegen Judenschweine und sonstiges Gesindel, welches uns den ukrainischen Staat wegnehmen wollte!»

Wladimir Klitschko, der zusammen mit seinem Bruder mit solchen Politikern zusammenarbeitet, belehrt die Schweiz wie folgt: «Neutralität im Krieg heisst, Kriegspartei zu sein.»

An der Gästeliste des St. Galler Symposiums stösst sich indessen niemand. Die hiesigen Medien empören sich lieber, wenn AfD-Präsidentin Alice Weidel an der Albisgüetli-Tagung der Zürcher SVP gesichtet wird. Von ihr oder aus ihrer Umgebung sind allerdings nicht im Geringsten ähnliche Zitate bekannt.