Wer es bislang nicht glauben wollte, hat es jetzt offiziell. Die staatsnahe Ukrajinska Prawda hielt am Sonntag folgende vielsagende Nachricht fest: «Präsident Wolodymyr Selenskyj hat gesagt, die Ukraine habe bislang von 106 Staaten Zusagen für deren Teilnahme am Friedensgipfel vom 15. Juni in der Schweiz erhalten. Aber Russland versucht, den Anlass zu stören.»

Interessant ist an dieser offiziösen Aussage, dass neuerdings offenbar die Ukraine anstelle der Schweiz die Zusagen einsammelt und damit gewissermassen als Veranstalter der Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock auftritt. Unser Land hat zu bezahlen, aber ansonsten nichts zu melden.

Am gegenwärtigen Sicherheitsforum in Singapur bekräftigte Selenskyj damit den allgemeinen Eindruck, es handle sich letztlich um eine Veranstaltung der Ukraine, die jetzt eher zufällig auf Schweizer Boden stattfindet. Damit ramponiert die Schweiz nicht nur ihren Ruf als neutralen Staat, sie macht sich auch gemein mit einer Partei und kann nicht mehr glaubwürdig als «ehrliche Maklerin» im Friedensprozess auftreten.

Gleichzeitig kritisierte Selenskyj das mangelnde Interesse mancher Staaten an diesem Ereignis und äusserte seine Enttäuschung darüber, dass viele Staats- und Regierungschefs ihre Teilnahme immer noch nicht zugesagt hätten. Er äusserte auch seine Verärgerung darüber, dass Russland dieser Tage überall herumreise und mit Druckversuchen auf verschiedene Staaten Einfluss nehmen wolle, damit diese der Konferenz fernblieben. Dazu gehörten auch Drohungen betreffend Boykotte von Nahrungsmitteln oder Energie.

Gleichzeitig behauptet Selenskyj, es sei nach wie vor möglich, dass der amerikanische Präsident Joe Biden am Schweizer Friedensgipfel teilnehme. Ganz sicher sei jedenfalls die Anreise einer hochrangigen Delegation aus den USA.