Die SRG als unschuldiges Opfer der Politik: Dieses Bild zeichnet ihr Generaldirektor Gilles Marchand in einem Interview mit dem Tages-Anzeiger. Hintergrund ist die Gebührensenkung von 335 auf 300 Franken, die der Bundesrat plant.

Für seine Kritik schickt der SRG-Chef das Personal vor: «Viele Kolleginnen und Kollegen machen sich Sorgen.» Das verstehe er, «weil wir wirklich alles tun, um uns den Bedürfnissen des Publikums anzupassen». Die SRG macht also alles richtig, die Leute merken es nur nicht.

Laut Marchand droht bei einer Gebührensenkung der Verlust von 900 der insgesamt 5500 Vollzeitstellen. Allerdings geht er von weit höheren finanziellen Einbussen aus als der Bundesrat.

Der SRG-Generaldirektor rechnet beispielsweise schon mal einen Einbruch bei der Werbung von siebzig Millionen Franken ein. Seine Kalkulation: Der Werbemarkt sei sowieso rückläufig, und wenn das Programm dünner werde, könnte noch weniger Werbung geschaltet werden. Es ist eine Hypothese, die vorsichtshalber einfach mal vom schlimmsten Fall ausgeht.

Angesprochen auf Massnahmen zur Effizienzsteigerung, sagt Marchand, jedes Unternehmen könne «immer noch effizienter sein», auch die SRG. Man habe aber seit 2018 bereits über hundert Millionen eingespart, «ohne unsere Leistungen spürbar einzuschränken».

Offenbar merkt er nicht, dass er damit das beste Argument für eine Gebührensenkung liefert. Zwanzig Millionen Franken pro Jahr einsparen, ohne dass es jemand gemerkt hat: Dann schafft die SRG sicher auch noch etwas mehr.