«Wissen ist Macht. Nichts wissen macht auch nichts.» Über das Niveau dieses altbekannten Spruchs lässt sich diskutieren, aber immerhin ist in ihm eine humoristische Komponente angelegt.

«Warum zu viel Wissen der Öffentlichkeit schaden könnte» lautet die Überschrift zu einem Podcast, den das Online-Portal der intellektuell-liberalen Zeitung Die Zeit veröffentlicht hat – und da hat es nichts mit Humor.

Das meinen die ernst.

In dem Hörbeitrag sprechen die Zeit-Journalisten Petra Pinzler und Stefan Schmitt (Ressort Wissen) mit dem Soziologen Alexander Bogner über – ja, worüber eigentlich? Über «Wissen», also irgendwie.

Herausgekommen ist dabei ein Gespräch, das in seiner bizarr-grotesken Anmutung einen eigenen Wert erzeugt.

Zusammenfassen lässt es sich so: Trotz aller Intellektualität, trotz aller Analyse: Das orthodoxe Wissen unserer Zeit ist richtig, der Mainstream hat recht, und in der Pandemie gab es «die» Wissenschaft, die – Überraschung! – recht hatte.

Auftritt Pinzler: «Ich erinnere mich […] an die Zeit, in der ich jung war. Da guckten alle die ‹Tagesschau›, und danach guckten alle ‹Tatort›, und ich hatte das Gefühl, es gibt so eine gemeinsame Idee von Wissen. Und das scheint sich doch immer mehr aufzulösen.»

Auftritt Bogner: «… wer das nicht schafft, tritt den Weg in faktenferne Gegenwelten an und pocht dann darauf, dass er selber […] eine eigene Wahrheit habe als die Wissenschaft …»

Mit anderen Worten: Damals, als es noch kein Internet gab, haben alle schön der unumstösslichen «Wahrheit» der «Tagesschau» geglaubt.

Schön war das.

Und: Was «die» Wissenschaft sagt, stimmt immer.

Dass es «die» Wissenschaft nicht gibt und dass das, was manche als «die» Wissenschaft betrachten, oft das Produkt aus Machtverhältnissen ist, sei ausgeblendet.

Und wenn dann auch noch die Standortgebundenheit des eigenen Denkens ausgeklammert wird, ja, dann ist die Welt so, wie in dem Podcast.

Marcus Klöckner ist Journalist und Autor. Demnächst erscheint von ihm: «Kriegstüchtig! Mobilmachung an der Heimatfront».