In den USA weiss man es schon lange, und man redet offen drüber: Die Sache in der Ukraine ist nicht so gelaufen, wie man sich das vorgestellt hat.

In Europa ist man nicht so weit, doch wenn sogar die Bild-Zeitung, die schrillste aller Kriegspostillen, kurz hintereinander Zweifel am ukrainischen Sieg übt, muss es übel aussehen.

Das Blatt zitierte einen Bericht der Washington Post über das Scheitern der Gegenoffensive. Er ist bemerkenswert, weil er Differenzen amerikanischer und ukrainischer Militärs dokumentiert.

Washington Post: Meinungsverschiedenheiten zwischen den USA und der Ukraine sowie Fehleinschätzungen prägten die gescheiterte Gegenoffensive

Im Englischen nennt man das blame game: Wer kriegt den Schwarzen Peter? Und in Kiew sollte man sich allmählich Sorgen machen.

Denn die Geschichte lehrt: Wenn Pentagon-Generäle mit diesem Spiel anfangen, ist der – meist unelegante – Rückzug nicht weit. Zuletzt in Afghanistan zu besichtigen.

Doch nicht nur für die Ukrainer wird es ein böses Erwachen geben, sondern auch für die Europäer. Sie werden den – teuren – Schutt wegräumen dürfen, den die USA hinterlassen.

Es sei denn, sie tun es der Bild-Zeitung gleich und sehen ein, dass auch sie verloren haben.

Cut your losses and run, nennt es der Amerikaner: Reduziere deine Verluste und schlag dich in die Büsche.