Sie bescherte uns eine Versorgungslücke. Nun will Doris Leuthard noch ein Denkmal: Eine Landesausstellung. Weil keines der vier vorhandenen Projekte überzeugt, versucht die Magistratin a.D. eine Kernschmelze: Von allem ein bisschen. Zahlen dürfen wir alle.

Seit Jahren geistern die Projekte für eine Landesausstellung im Jahr 2027 durch die Landschaft: Der Städteverband hausiert mit der Nexpo, einer dezentralen Ausstellung in den Schweizer Citys, der Verein Muntagna träumt von einer Alpenexpo, der Kulturkuchen erhofft sich mit X27 weitere Almosen von Staates Gnaden und Doris Leuthard weibelt für Svizra27 in den fünf Nordwestschweizer Kantonen Aargau, Solothurn, den beiden Basler Ständen und dem Jura.

Allein: Auch in Anbetracht der 1,6 Milliarden, welche die letzte Expo.02 weitestgehend aus Steuergeldern verschlang, fremdeln sowohl Bund wie Kantone mit der Idee. Leere Kassen, andere Herausforderungen, drängendere Probleme.

Doch da weiss die einstige Magistratin aus Erfahrung Rat: «Der Bundesrat hat es lieber, wenn er sich nicht entscheiden muss.»

Nichts leichter als dies, meint Leuthard, schmeisst den Herd an und schüttet alle vier Projekte in den Kochtopf: Zwei Löffel «Partizipativ» und «Evolutiv» von Zürich und Genf, «Raumzeitkapseln» an Aare, Birs, Doubs, Limmat, Reuss und Rhein, etwas Biodiversität aus den Alpen und eine Prise «lustvolles, exploratives und zukunftsstiftendes Wagnis» der Kulturszene – fertig ist der Teller, getreu dem Erfolgsrezept, das der Aargauerin ihre Karriere ermöglichte: «Kompromissbereitschaft und der Wille zur Zusammenarbeit sind entscheidend, um Fortschritte zu erzielen.»

Der Fortschritt bei der nächsten Landesausstellung geht so: Die Promotoren der vier Projekte reden nun miteinander. Leuthard schwant zwar ob der «grossen Unterschiede in der konzeptionellen Arbeit», dass man «fast noch einmal etwas von vorne beginnt». So habe man, Kosten hin oder her, Xavier Bellprat beauftragt zu prüfen, «ob die Projekte kompatibel sind und zusammengelegt werden könnten».

Der «erfahrene Erlebnisarchitekt» (Svizra27) aus Zürich, laut Eigenbeschrieb «mit über 35 Jahren Erfahrung in Ausstellungen, Markenwelten, touristischen Destinationen, Automobile und Expo Pavillons», hat seine Expertise bereits abgeschlossen. Im Herbst wollen Leuthard & Co. entscheiden, ob man seinem für Mitte Juni versprochenen Schlussbericht zustimmen kann.

Die Konkurrenz der Städte, das Projekt Nexpo weiss allerdings schon, was der Erlebnisarchitekt aus der Stadt in seinem Bericht, wenig verwunderlich bei derlei Gemengelage, notiert hat: Der Entwurf vom Schlussbericht komme zum Schluss, dass die Projekte Ähnlichkeiten und Synergien hätten und es darum möglich sei, dass sie sich zusammenschliessen.

Man steuert also, ein knappes Vierteljahrhundert nach dem letzten Expo-Desaster, sehenden Auges in die nächste Katastrophe. Seis drum: Bezahlt wird ohnehin von der nächsten Generation.