Eines vorneweg: Die Sprache unter männlichen Fussballern kann durchaus etwas derber sein als im Büro-Alltag.
Unter Kickern kann’s auch vorkommen, dass einer wie Luzerns Goalie Marius Müller das «schwule Weggedrehe» seiner Mitspieler kritisiert. Was im woken Mainstream dann zu einem Shitstorm führt. Auch ein Griff in den Schritt wird hie und da gesehen. Sollte zwar nicht sein, aber passiert.
Zu Granit Xhaka und den Sticheleien im Serbien-Spiel: Es war eindeutig die serbische Seite, die mit den Provokationen gegen Xhaka, Shaqiri und Co. begonnen hat.
Dusan Vlahovic, Captain der Serben, griff sich nach seinem Tor zum zwischenzeitlichen 2:1 in den Schritt. Noch viel schlimmer: Serbiens Trainer Dragan Stojkovic soll gerufen haben: «Ich f**** eure albanische Mutter!» Auch Fans skandierten diese skandalösen Worte. Erst danach antwortete Xhaka – ebenfalls mit einem Griff in den Schritt.
Zur Erinnerung: 1986 wurde Xhakas Vater Ragip, damals 23-jährig, in Pristina von der serbisch dominierten jugoslawischen Polizei verhaftet. Und sechs Monate lang gefoltert.
Die Zeit im Gefängnis muss so schlimm gewesen sein, dass Ragip seinen Kindern Granit und Taulant (Spieler beim FC Basel) bisher nur die Hälfte der Geschichte erzählt hat. Nach dreieinhalb Jahren Haft kam Papa Xhaka dank Amnesty International frei. Und flüchtete noch vor dem Zerfall Jugoslawiens und dem Beginn des Serbien-Krieges (1998–1999) in die Schweiz.
Dass Xhaka junior bei diesem Hintergrund sensibler auf serbische Provokationen unter der Gürtellinie reagiert, ist nachvollziehbar. Unnötig war zweifelsfrei, dass er sich ein Trikot von Nati-Neuling Ardon Jashari so überstreifte, dass der Nachname Jashari für die ganze Welt zu sehen war. Kein Zufall: Namensvetter Adem Jashari, 1998 gestorben, war der erste Befehlshaber der ehemaligen kosovarischen Befreiungsarmee UCK.
Viele Schweizer Fans (und Medien) fordern nun die Absetzung von Xhaka als Captain.
Frage: Wer soll ihn denn ersetzen?
Yann Sommer ist zwar ein (eher stiller) Leader, aber als Torwart zu weit weg vom Spielgeschehen – der Captain darf als Einziger beim Schiedsrichter wirklich Einfluss nehmen.
Zauberzwerg Xherdan Shaqiri ist kein Anführer. Manuel Akanji, Stammspieler beim Premier-League-Zweitplatzierten Manchester City, könnte nach Xhakas Rücktritt dereinst in die Captain-Rolle reinwachsen, aber das ist Zukunftsmusik.
Noch trägt Xhaka die Binde, auch in drei Monaten beim Start zur EM-Qualifikation.
Und da treffen die Schweizer und Xhaka auf den Kosovo und zum Glück nicht auf Serbien.
Liebe Weltwoche. Könnt ihr bitte dieses Thema jetz mal beerdigen? Ich glaube es wurden jetzt genug Artikel geschreiben und es gibt doch wirklich wichtigeres als Fussball.
Gleiche Zeitung. Zwei völlig verschiedene Standpunkte! Die Balkankultur ist einfach nicht kompatibel mit unserer Kultur. Und diese Kultur hat sich auch in Xhaka eingebrannt u ist nicht mehr wegzukriegen. Im Kosovo gilt nach wie vor die Blutrache, was mit der Drohung von Vater Xhaka gegen eine Kritikerin ihres Sohnemannes u seiner obszönen Geste offenkundig war.Diese Welt passt nicht hierher.Der soll nicht nur das Bändeli abgeben, sondern auch den CH Pass, u sich zurück zu seinen Wurzeln begeben.
Spielen auch Frauen Fussball und warum berichtet "man" nicht darüber?