Was wurde in den letzten Tagen nicht alles in die Fussball-WM der Frauen reintransportiert – politisch, gesellschaftlich wirtschaftlich. Dabei ging fast vergessen: Hier wird Sport geboten – und dies auf hohem Niveau. In kaum einer Sportart sind Leistungsdichte und Gehalt in den vergangenen Jahren stärker gewachsen als im Fussball der Frauen.

Davon mussten sich am Sonntag auch die Schweizerinnen überzeugen. Sie sahen sich im entscheidenden Gruppenspiel einem Team gegenüber (Neuseeland), das vor dem Turnier wenig Kredit genossen hatte, aber mit dem Sieg im Startspiel gegen Norwegen deutlich an Fahrt aufnahm und in der Heimat eine Rieseneuphorie entfachte. Über 25.000 Zuschauer verbreiteten im Forsyth Barr Stadium in Dunedin eine ohrenbetäubende Stimmung, peitschten die Gastgeberinnen nach vorne und setzten die Schweizerinnen noch stärker unter Druck als sie ohnehin schon waren.

Doch das Schweizer Team, das nach dem Startsieg gegen die Philippinnen und dem Unentschieden gegen Norwegen einen Punkt zum Erreichen der Achtelfinals benötigte, bewies beeindruckende Nehmerqualitäten. Es stellt sich dem Heimteam beherzt in den Weg, warf sich mit Leidenschaft in jeden Zweikampf und verteidigte jeden Zentimeter Rasen. Hatten die Schweizerinnen in der ersten Halbzeit bei einem Pfostenschuss auch Glück benötigt, fanden sie nach der Pause die Balance immer besser. Und auch als die Schiedsrichterin acht Minuten nachspielen liess und die Neuseeländerinnen sogar die Torhüterin zur Stürmerin beförderten, liessen sie sich nicht erdrücken.

Damit steht das Schweizer Frauen-Nationalteam zum zweiten Mal in der K.-o.-Phase einer WM. Und die Fans in der Heimat dürfen sich auf einen weiteren Happen Frühstücks-Fussball freuen – am kommenden Samstag mit dem Achtelfinal gegen Spanien oder Japan. Wer Fussball liebt, sollte diesen Termin nicht verpassen.