In der Schweiz erblicken immer weniger Kinder die Welt. Ein Rückgang um 5000 Geburten wurde 2022 verzeichnet. 2023 werden vermutlich mehr als 7000 Babys fehlen. Im Vergleich zu den fünf Vorjahren entspricht das Geburtenrückgängen von rund 6 beziehungsweise 8 Prozent.

Über die Ursachen rätseln Experten seit längerem. Die Covid-19-Impfung hat wiederholt kontroverse Diskussionen befeuert. Konstantin Beck, Titularprofessor für Versicherungsökonomie an der Universität Luzern, stellte 2022 die These auf, dass der Rückgang auf sie zurückzuführen sei.

Gesundheitsexperten sind sich einig: Diese beunruhigende Entwicklung muss genau untersucht werden. Auch stellt sich die Frage: Ist es nicht im Interesse des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), durch Studien Klarheit zu schaffen? Das wollte ein Gesundheitsexperte, der vor wenigen Jahren selbst noch eine hochrangige Stelle innerhalb des BAG innehatte, im Herbst 2023 von Direktorin Anne Lévy in Erfahrung bringen.

Im BAG stiess er auf taube Ohren. Als Erklärung für den Geburtenrückgang könne die «Impfung ausgeschlossen» werden, schrieb Lévy in ihrer E-Mail-Antwort an den ehemaligen BAG-Mitarbeiter, die der Weltwoche vorliegt. Die BAG-Chefin sieht im gegenwärtigen Geburtenrückgang nicht Anlass genug, der Sache auf den Grund zu gehen.

Laut Lévy reicht eine Analyse bestehender Studien aus. Zur Erklärung für den Trend der rückläufigen Geburten seien ohnehin andere Entwicklungen naheliegender: «Unsicherheiten und Inflation resp. schlechte Wirtschaft führen immer zu Geburtenrückgängen.»

Klar ist: Anders als viele Forscher verfügt das BAG über Daten, anhand derer man die Ursachen für den Geburtenrückgang ausfindig machen könnte. Warum nutzt man sie nicht für Forschungszwecke, wenn man sich seiner Sache sicher ist?

So könnte man Kritiker wie den Gesundheitsökonomen Konstantin Beck schliesslich widerlegen. Dieser zeigt sich erstaunt über Lévys Aussagen: «In vierzig Jahren Forschungstätigkeit habe ich eine solche Verweigerung des Zugriffs auf öffentliche Daten noch nie erlebt.»

Hat das BAG Angst, Daten rauszurücken, weil die Impf-Politik den Geburtenrückgang möglicherweise beschleunigt haben könnte? Das Verhalten von Lévy lässt zumindest diesen Eindruck entstehen.