Ein internes Strategiepapier des US-Verteidigungsministeriums legt offen, dass die Vereinigten Staaten Europa im Falle eines russischen Angriffs nur noch eingeschränkt militärisch unterstützen würden. Das berichtet die Washington Post unter Berufung auf das als geheim eingestufte Dokument mit dem Titel «Interimsleitfaden der nationalen Verteidigungsstrategie», das Mitte März im Pentagon verteilt wurde.

Demnach soll das US-Militär künftig seine Prioritäten neu ordnen: Die Verteidigung Taiwans gegen einen möglichen chinesischen Angriff steht im Zentrum der Planungen – Europa hingegen verliert strategisch an Bedeutung. Die USA würden sich zwar weiterhin zur nuklearen Abschreckung bekennen, bei einem konventionellen Krieg in Europa aber vor allem auf ihre Nato-Partner setzen.

Verteidigungsminister Pete Hegseth, ein Vertreter der konservativen Heritage Foundation, unterzeichnete das Papier. Es fordert, dass die europäischen Nato-Staaten ihre Verteidigung weitgehend eigenständig organisieren sollen. US-Truppen stünden nur dann zur Verfügung, wenn sie nicht für die Heimverteidigung oder den Asien-Pazifik-Raum gebraucht würden.

Die Umsetzung der Linie hängt allerdings von Präsident Donald Trump ab. Als Oberbefehlshaber der Streitkräfte müsste er im Ernstfall entscheiden, ob Artikel 5 des Nato-Vertrags zur kollektiven Verteidigung angewendet wird. Dass er dazu bereit ist, gilt laut Beobachtern nicht als ausgemacht.

Ein Mitarbeiter des US-Kongresses sprach laut Washington Post von einem inneren Widerspruch im Dokument: Die USA wollten zugleich militärische Dominanz aufrechterhalten, aber sich global zurückziehen.