Darf man einen unliebsamen Konkurrenten unter fadenscheinigen Gründen aus dem Rennen nehmen? Darf man die Justiz gegen ihn instrumentalisieren, um eigene Chancen bei der Wahl zu erhöhen?

Darf man nicht. Sicher nicht, wenn man den Anspruch erhebt, Demokrat zu sein und eine Demokratie zu regieren.

Die Festnahme des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu hat mehr als nur einen Hautgout. Die Kritik der EU an Staatschef Recep Tayyip Erdogan, dem er bei der Wahl gefährlich werden könnte, ist berechtigt.

So weit, so richtig? Jein.

Denn Erdogan hat sich nur ein Beispiel genommen an Rumänien, wo die Justiz kürzlich ebenfalls einen unliebsamen Kandidaten aus dem Wahlkampfrennen nahm.

Unter dem lauten Beifall der EU. Denn dieser Kandidat wäre ihr gefährlich geworden.

Demokratie beruht auf Gleichheit. Gleiche Regeln, gleich lange Spiesse, gleiches Spielfeld. Wenn zwei das Gleiche tun, dann muss es auch das Gleiche sein.

Wo sitzt nun der bessere Demokrat? In Ankara oder in Brüssel?