Die Meldung verbreitete sich am Dienstag wie ein Lauffeuer über alle sozialen Kanäle: Ein American-Pitbull-Terrier hat in Flawil eine Velofahrerin schwer verletzt – und einen Teil ihres Ohrs abgebissen.

Gemäss Auskunft der Kantonspolizei ist das Tier angeleint gewesen – und habe einen Maulkorb getragen. Doch es habe sich von seiner Besitzerin losgerissen und den Maulkorb abgestossen – und sei auf die Frau losgerannt. Die Velofahrerin befindet sich in Spitalpflege, der Hund wurde vom Veterinäramt beschlagnahmt – und dürfte schon bald in die ewigen Jagdgründe für degenerierte Haustiere befördert werden.

Die Rollen in dieser Geschichte sind unmissverständlich klar verteilt: die gebissene Frau ist das Opfer – und ihr halbes Ohr wird sie immer an diese furchtbare Erfahrung erinnern. Und der Hund – ein American-Pitbull-Terrier» – zementiert das Image der blutrünstigen und unzähmbaren Kampfhunde, die nach allem beissen, was sich bewegt.

Dabei ist das arme Tier selber ein Opfer.

Es hat weder etwas zu lachen, noch erhält es eine faire Chance. Es wird von seiner Besitzerin (oder seinem Besitzer) als Statussymbol gehalten, erntet von Aussenstehenden aber nur Verachtung. Der Kampfhund ist im wahrsten Sinne des Wortes der Underdog der Haustierszene: grimmig, bissig, oft sabbernd und faltig – frei von jeglichen Schönheitsidealen, die der Mensch sonst mit seinem vierbeinigen Freund verbindet. Es ist ein Hund jenseits der Konventionen und des Mainstreams.

Dabei besässe er alle Qualitäten, die ihn zum Liebling der Menschen machen könnten. Kampfhunde gelten als intelligent und loyal – und ob sie von Geburt an gefährlicher sind als andere Hunde, ist nicht erwiesen. Durch falsche und fragwürdige Haltung kann jeder Hund ein Gefahrenpotenzial entwickeln – sogar der Rauhaardackel der Tante oder der Cockerspaniel der Grossmutter.

Deshalb: Gebt dem Kampfhund eine faire Chance. Denn das Kämpfen bringt er sich nicht selber bei.