Die Hamas-Führung ruft die Bewohner des Gazastreifens auf, ihre Häuser nicht zu räumen.

Im Vorfeld einer erwarteten Bodenoffensive hatte die israelische Armee an die Bürger im Norden des Gazastreifens appelliert, in den Süden zu ziehen.

«Das Ziel ist es, den Schaden für die Zivilbevölkerung zu minimieren», erklärte der Sprecher der israelischen Streitkräfte, Jonathan Conricus. «Zivilisten sind nicht unser Feind, und wir wollen sie nicht ins Visier nehmen.» Deshalb «bitten wir sie zu evakuieren, damit wir in der Lage sind, weiterhin militärische Ziele der Hamas im Gazastreifen zu treffen.»

Hunderttausende Menschen sind dem Appell Israels gefolgt und sind Richtung Süden gezogen. Die Hamas-Führung forderte die Palästinenser indessen dazu auf, sich nicht aus ihren Häusern zu bewegen.

«Wir sagen den Menschen im nördlichen Gazastreifen und in Gaza-Stadt: Bleibt in euren Häusern und an euren Plätzen», erklärte der Sprecher des Hamas-Innenministeriums. «Mit den Massakern an der Zivilbevölkerung will die Besatzung uns wieder einmal aus unserem Land vertreiben.»

Damit setzt sie die Hamas offensichtlich ihre langjährige Strategie fort, Zivilisten als Schutzschilde für ihre Terror-Aktionen einzusetzen.

Seit Israels Rückzug aus dem Gazastreifen 2005 hat die Hamas routinemässig Israel angegriffen. Sie hat eine Infrastruktur für Terror-Angriffe aufgebaut, Tunnelsysteme gegraben, Munitionslager angelegt und Abschussrampen für Raketen installiert. Substanzielle Teile dieser Anlagen wurden bewusst inmitten der Zivilbevölkerung angelegt.

Hamas-Führer Ismail Haniyeh lobte am Samstag Ägypten, dass es die Grenzen zwischen Gazastreifen und dem ägyptischen Sinai nicht öffnet und forderte die Palästinenser auf, vor Ort zu bleiben: «Sie (Palästinenser) werden den Gazastreifen nicht verlassen. Sie werden nicht auswandern, egal, was die Mörder und Verbrecher tun.»

Haniyeh machte seinen im Fernsehen übertragenen Appell von Katar aus, von wo er die Terroristen kommandiert.

In Katar hatte er am Samstag den iranischen Aussenminister Hossein Amir-Abdollahian empfangen. Die beiden kamen überein, «die Zusammenarbeit fortzusetzen, um alle Ziele des palästinensischen Widerstands und Volkes zu erreichen». Unmittelbar nach dem Terror-Angriff vom 7. Oktober hat die iranische Führung der Hamas zu ihrem Angriff gratuliert, bei dem sie rund 1300 Israeli ermordet sowie rund 150 Geiseln entführt hat. Iran unterstützt die Hamas – sowie andere Terrorgruppen in der Region – seit Jahren.

Den Terror-Angriff auf Israel bezeichnete Haniyeh als «strategischen Schlag» auf dem Weg zu «unserer Befreiung». Die Hamas spricht Israel das Existenzrecht ab und hat das erklärte Ziel, Israel zu zerstören.

Israel hat inzwischen die Frist für eine Evakuation von Nord-Gaza bis Sonntag, 13 Uhr, verlängert. «Während dieses Zeitfensters nehmen Sie bitte die Gelegenheit wahr, den nördlichen Gazastreifen in Richtung Süden zu verlassen», schrieben die israelischen Verteidigungskräfte auf X, früher bekannt als Twitter. «Ihre Sicherheit und die Ihrer Familien ist wichtig. Bitte folgen Sie unseren Anweisungen und gehen Sie nach Süden.»