Die queere Inszenierung des letzten Abendmahls während der Eröffnungszeremonie in Paris hat unter praktizierenden Christen weltweit Entsetzen ausgelöst. Das war durchaus beabsichtigt. Ohne Provokation schafft man es heute kaum noch in die internationale Presse.

Man fragt sich, wie eine derart talentfreie Freakshow das Nadelöhr des Olympischen Komitees passieren konnte, denn das plumpe Machwerk dient nur gerade dem französischen Regisseur Thomas Jolly und dessen Kumpels und nicht dem Organisationskomitee, das umgehend die Werbepartnerschaft eines US-Mobilfunkanbieters verlor.

Thomas Jolly ist queer. Gibt sich ein Bewerber beim OK als LGBTIQ-Missionar aus, wird das Nadelöhr zum offenen Scheunentor. «Go woke, go broke» konnte offenbar die Blase der abgehobenen Jurymitglieder nicht durchdringen. Wer eine Mission hat, braucht keine Diversität der Meinungen.

«Das letzte Abendmahl» von Leonardo da Vinci ist nicht sakrosankt. Fast alle keltisch-christlichen Feste wurden mittlerweile vom Detailhandel kommerzialisiert: Weihnachten wurde zur Verkaufsorgie, der Heilige Nikolaus zur Cartoon-Figur und Allerheiligen zum «sauglatten» Halloween. Beim «Abendmahl» war die Gastronomiebranche bisher noch zurückhaltend. Irgendwann wird eine Fast-Food-Kette die ersten Spots drehen.

Alle ikonischen Gemälde und Fotografien wurden und werden parodiert. Sie sind meist originell, witzig und selten bösartig und schon gar nicht holzhammermässig und vulgär wie die Umsetzung von Thoms Jolly. Wer Schlagzeilen will, verzichtet am besten auf Nuancen, Ironie und feinen Humor. Mit seinem Gratismut strebte Jolly 15 minutes of fame an. Und das ist ihm sogar drei Tage lang gelungen.