Parteitage als solche sind Gottesdienste der Selbstgewissheit, der Austreibung satanischer Konkurrenz und Heiligsprechung der eigenen Politik.

Bei den Grünen fällt all das noch eine Umdrehung entrückter und irrer aus.

Beim gegenwärtigen Grünen-Hochamt namens Bundesdelegiertenkonferenz in Karlsruhe bestätigte man sich nicht nur gegenseitig, die gesellschaftliche Mitte schlechthin zu sein, sondern erklärte auch den eigenen Kurs im besten merkelschen Sinne für alternativlos.

Dass aber die Grünen inzwischen ideologisch auch weltweit über allen Wassern schweben und die vom Bundesverfassungsgericht gestoppten Milliardenschulden für unverzichtbar halten, erklärte Parteichefin Ricarda Lang jetzt im Deutschlandfunk: «Da wir nicht nur auf die Ukraine schauen, sondern jetzt auch auf Israel und Gaza – mit vielen Implikationen übrigens hin bis zu den Sicherheitsbehörden. Wovor, wenn ich es richtig im Kopf habe, drei Wochen noch der Bundesrechnungshof vor mangelnder Finanzierung gewarnt hat. Also, wir sehen durchaus eine Verschärfung auch noch in den letzten Monaten.»

Mit anderen Worten: Ukraine, Gaza – wer könnte da noch sparen. Die Welt steht in Flammen, «Schmach und Gram, dass ich sie einzurichten kam» (Hamlet). Unverzichtbarkeitsallüren, die kaukasische oder nahöstliche Langzeitautokraten erst nach und nach entwickeln, scheinen hier nach zwei Jahren Regierungsbeteiligung bereits fröhlich aus den intellektuellen Knopflöchern.

«Die Welt ist nicht genug.» Bond war gestern, heute langt Ricarda hin!

Ralf Schuler ist Politikchef des Nachrichtenportals NIUS und betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein Buch «Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde» ist bei Fontis (Basel) erschienen. Sein neues Buch «Der Siegeszug der Populisten. Warum die etablierten Parteien die Bürger verloren haben. Analyse eines Demokratieversagens» erscheint im Herbst und kann schon jetzt vorbestellt werden.