Das Landgericht von Halle gilt als Sehenswürdigkeit der Stadt – ein Paradebeispiel wilhelminischer Staats-Architektur.

Hier wird gegen Thüringens AfD-Chef Björn Höcke verhandelt. Er soll den SA-Slogan «Alles für Deutschland» verwendet haben, dessen Hautgout zuvor nur wenigen Historikern geläufig war.

Höckes Anwälte könnten das Verfahren abkürzen, indem sie das Gericht hinunter auf die Strasse führen und hinauf auf die Fassade deuten würden. Dort steht, in Stein gemeisselt: «Jedem das Seine».

Bild: Fassade Landgericht Halle.

Die gleichen Worte standen auf dem Tor zum KZ Buchenwald, sechzig Kilometer von Halle entfernt.

Bild: Eingang zum KZ Buchenwald.

Unerträglich, dass Nazi-Slogans Gerichtsgebäude in Deutschland zieren. Nicht einmal bei der Totalsanierung 2013 wurde der skandalöse Schriftzug entfernt. Was dachte man sich bloss?

Nun, vielleicht, dass es auf den Zusammenhang ankommt, in dem Worte verwendet werden. Sonst könnte man die deutsche Sprache auf Wortschöpfungen einschmelzen, die nach dem Krieg entstanden.

Was für das Landgericht gilt, muss auch für Höcke gelten. Wenn nicht, dann bleibt ein anderer Hautgout: dass es sich um einen politischen Prozess handelt.