Wenn Frau Baerbock durch die Welt reist, hat sie was zu erzählen. Manchmal reist die deutsche Aussenministerin sogar durch Deutschland, diesmal etwa nach Chemnitz, um mit Wladimir Klitschko über den Krieg zu reden. Den in der Ukraine.

Mit bewegter Stimme beschreibt sie das unmenschliche Vorgehen russischer Soldaten. Die seien etwa in Butscha in Häuser hineingegangen und hätten Minen in Kinderspielzeug versteckt. Als die Kinder nach dem Abzug der Soldaten in ihre Kinderzimmer zurückgekehrt seien, um ihre Puppe in die Hand zu nehmen, seien sie zerrissen worden. (Nicht ein Kind, sondern offenbar viele.)

Warum solche unbelegten Aussagen misstrauisch machen sollten?

Nicht etwa, weil im Krieg nicht jede Grausamkeit denkbar wäre. Sondern weil das nach klassischer Propaganda klingt.

Zeige den Gegner möglichst unmenschlich – und das gelingt am besten, wenn man ihn des Kindesmords bezichtigt. So geschehen bereits im Ersten Weltkrieg gegenüber den Deutschen – oder im Irakkrieg mit der «Brutkastenlüge».

Und welche Minen sind überhaupt gemeint?

«Butterfly mines» sind in der Tat heimtückisch, weil sie harmlos aussehen und an Kinderspielzeug erinnern. Dass Soldaten sie gezielt in Spielzeug eingebaut hätten, ist nicht belegt. Und dafür, dass die Russen solche Minen in der Ukraine einsetzen, gibt es offenbar nur eine einzige Quelle: den Facebook-Post der ukrainischen Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa vom 26. Februar, in dem sie behauptet, die Russen setzten «Blütenblatt»-Minen ein.

Wenediktowa verwendet als Beleg ein Foto, das mindestens sechs Jahre alt ist, wie der Focus recherchiert hat.

Weiss die deutsche Aussenministerin, was sie tut?