Gemäss Insidern der israelischen Armee verzeichneten die Nachrichtendienste unmittelbar vor den Terror-Anschlägen vom letzten Samstag zwar eine erhöhte Aktivität auf den extremistischen Netzwerken in Gaza. Die Armee verkannten aber den Ernst der Lage, wie Ronen Bergman und Patrick Kingsley, zwei erfahrene, in Jerusalem stationierte Reporter in der New York Times berichten.

Zum einen lag es daran, dass sich die Hamas seit über einem Jahr kaum noch an Aktionen gegen Israel beteiligt hatte. Alles deutete auf eine Entspannung hin. Auch aus den zweiwöchigen Ausschreitungen am Grenzzaun vom letzten Mai hielt sich die Organisation raus. Die von den Israeli abgehörte interne Kommunikation der Extremisten wies vielmehr auf eine Mässigung hin.

Im Rückblick erscheint naheliegend: Die Terroristen wussten genau, dass sie abgehört wurden – und fütterten die Israeli gezielt mit falschen Informationen. Israel konzentrierte seine Kräfte deshalb auf die Grenze zum Libanon, wo mit der Hizbullah eine vermeintlich grössere Bedrohung vorlag.

Der zweite kapitale Fehler war gemäss den Recherchen ein übermässiges Vertrauen in ein elektronisches Überwachungssystem an der Grenze, das auf Kameras, Sensoren und ferngesteuerte Maschinengewehre setzte. Alle Fäden liefen in einer einzigen Zentrale zusammen.

Mit ferngesteuerten Kampfdrohnen schaltete die Hamas dieses ferngesteuerte System aus, indem sie an neuralgischen Stellen die Funkantennen sprengte. Dass 1500 Terroristen an dreissig verschiedenen Punkten, unter dem Schirm tausender Raketen, die vermeintlich sichere Grenze simultan unbemerkt überwinden könnten, war in den israelischen Szenarien offenbar nicht vorgesehen.

Was auch immer die weiteren Untersuchungen ergeben werden, eines ist schon heute klar: Der Terror-Angriff gegen Israel war von langer Hand geplant – wahrscheinlich schon lange bevor der umstrittene Premier Benjamin Netanyahu Anfang Jahr zurück an die Macht kam.