Theophrastus Bombast von Hohenheim, geboren 1493 bei Einsiedeln, Kanton Schwyz, besser bekannt als Paracelsus, machte die revolutionäre Erkenntnis bereits vor 500 Jahren: «Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.»

Reines Wasser kann Gift sein. Wer in einem Zug sechs Liter trinkt, kann daran sterben. Ein paar Bittermandeln kann man gefahrlos essen. Obwohl sie Blausäure enthalten. Jedes Nahrungsmittel, und sei es noch so bio, enthält zahllose potenzielle Giftstoffe. Allein die Menge tut’s.

Die japanische Regierung hat nach jahrelangem Zögern grünes Licht gegeben für die Verkappung von 1,3 Millionen Tonnen Kühlwasser aus den Reaktor-Ruinen von Fukushima im Pazifik. Ganz alle Fremdstoffe lassen sich zwar auch mit modernster Technologie nicht aus dem Wasser filtern. Doch die Strahlenlast von 1500 Becquerel pro Liter liegt vierzigmal unter dem Grenzwert, im Bereich der natürlichen Strahlung. Harmloser als Salz (tödliche Menge für einen Erwachsenen: 100 Gramm).

Umweltfanatiker laufen Sturm. Greenpeace setzte sogar die Mär in die Welt, das im Pazifik milliardenfach weiter verdünnte Abwasser könnte die menschliche DNA verändern.

China und Russland nutzen die Hysterie dafür, die Einfuhr japanischer Fischprodukte zu beschränken. Der staatsnahe deutsche Rundfunk verbreitet den Unfug unkommentiert weiter.

Während Paracelsus die Menschheit vor irren Giftängsten befreite, räumte der Pole Kopernikus endgültig mit der Vorstellung auf, die Erde sei flach. Die beiden läuteten damit das Ende des Mittelalters ein. Und den Anfang der Neuzeit.

Offenbar geht auch diese Zeitalter seinem Ende entgegen. Noch sind die vielzitierten Flacherdler eine verschwindend kleine Minderheit. Doch die Flachgiftler sind längst salonfähig.