Bei einem Sieg Russlands in der Ukraine wäre niemand mehr in Europa sicher, die Weltwirtschaft würde zusammenbrechen und China Taiwan attackieren. Dieses düstere Szenario malen die beiden Politikwissenschaftler Nico Lange und Carlo Masala in einem Gastbeitrag für die Wochenzeitung Zeit.

Unter einem Sieg Moskaus verstehen sie, dass Russland seine Gebietsgewinne im Osten und Süden der Ukraine sowie auf der Krim behalten kann. Für diesen Fall sagen die Politologen einen andauernden Widerstand der Ukraine voraus – entweder mit regulären Truppen oder mit Partisanen. Russland würde in den besetzten Gebieten ein Terrorregime aus Säuberungen, Morden und Folterungen aufziehen.

In deutschen Städten gäbe es Luftalarm, weil russische Truppen die baltischen Staaten und damit Nato-Territorium attackieren würden. Denn der Erfolg in der Ukraine habe Russland in einen «Siegestaumel» versetzt und zu neuen militärischen Abenteuern sowie zu offener politischer Erpressung mit seinen Energie- und Rohstoffwaffen ermutigt.

Innenpolitisch würden sowohl in der EU als auch in Russland und in der Ukraine rechtsextreme Kräfte gestärkt. Dies könne dazu führen, dass Kiew Atomwaffen erwirbt. Auch eine atomare Bewaffnung Deutschlands wäre erneut ein Diskussionsthema. Darüber hinaus würden Flüchtlingsströme aus der Ukraine die westlichen Staaten destabilisieren.

Die Autoren sehen ihr Szenario als durchaus «realistisch». Daher fordern sie nachdrücklich, dass die westliche Unterstützung für die Ukraine nicht nachlässt.