500 Milliarden, und – nenn' mich verrückt! – 50 Milliarden für den Klimaschutz lege ich noch obendrauf!

Wenn Aal-Fritze nicht auf dem Hamburger Fischmarkt, sondern im Deutschen Bundestag unterwegs ist, wird selbst die links-grüne Klima-Union vor lauter Aktivismus schwarz vor Augen.

Der Friedrich Merz, der da am Donnerstag seinem vor der Wahl noch verdammten und jetzt als Mass von Mitte und Moderne gepriesenen Schuldenberg das Wort redete, ist nicht mal mehr ein Double seiner selbst, schon gar kein Wieder-, sondern eher ein Widergänger.

Er startet mit dem ältesten Trick seit es Rednerpulte gibt und zählt die segensreichen Vorhaben auf, die man mit dem Geld vorhabe – Verteidigung, Wohlstand, Infrastruktur, Konjunktur.

Als wären gute Vorsätze schon gute Politik.

Der Weg dorthin entscheidet den ehrbaren Haushälter vom Verschwender. Und wenn dem vormaligen Grünen-Fresser Merz dann auch noch mit professioneller Beiläufigkeit ein schnurrender Dank entfährt dafür, dass die Grünen ihm den Sicherheitsbegriff in die unendlichen Weiten von Zivil- und Bevölkerungsschutz ausgedehnt haben, dann müssten die letzten Reste von Selbstachtung eigentlich aufgebraucht sein.

Doch es geht noch tiefer: Jene sechzig Milliarden Euro, die sich die Ampel trickreich durch Umwidmung von Corona-Geldern ins Schwindelportefeuille des Klima- und Transformationsfonds (KTF) gezaubert hatte und die ihnen der tapfere Merz von damals via Verfassungsgericht – völlig zu Recht! – entrissen hatte, überreicht er jetzt demütig zurück und bedankt sich artig für die «guten Gespräche» mit den Grünen.

Und weil Merz Manieren noch immer nicht verstanden hat, schiebt er nach: «Was wollen sie denn noch mehr?!»

Eine Mischung aus peinlicher Devotheit und Herablassung, die bei den Moralwächtern der Sonnenblume gar nicht gut ankommt. Und so wollen die Grünen denn als kleines Dankeschön der Merz-Union noch in dieser Woche die Straffreistellung von Abtreibung noch einmal unter die Nase halten, damit die Christenunion auch den Kern ihres Menschenbildes und den Lebensschutz um der Kanzlerkarriere willen darbieten kann.

So recht lebendig wird Merz übrigens vor allem, wenn es um die internationalen Gipfel von EU und Nato geht, auf denen Deutschland, soll heissen: er, demnächst wieder wichtig und handlungsfähig sein müsse. Da wird Deutschland freilich vor allem als Zahlmeister gebraucht.

Wie gut, wenn man dann noch ein paar Sondervermögen extra aus der Brieftasche gucken lassen kann.

Die Welt ist nicht genug. Des Steuerzahlers Geld leider auch nicht.

Ralf Schuler war mehr als zehn Jahre Leiter der Parlamentsredaktion von Bild und ist Politikchef des Nachrichtenportals NIUS. Er betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein neues Buch „Der Siegeszug der Populisten. Warum die etablierten Parteien die Bürger verloren haben. Analyse eines Demokratieversagens“ ist im Fontis Verlag, Basel erschienen.