Die USA sind weit tiefer in den Ukraine-Konflikt verwickelt als bislang offiziell bekannt. Das geht aus einer ausführlichen Recherche der New York Times (NYT) hervor, die eine «geheime Geschichte» des US-Engagements offenlegt. Die Zeitung spricht von einer «aussergewöhnlichen Partnerschaft» zwischen Washington und Kiew, die weit über militärische Hilfe hinausgeht und das Herzstück der ukrainischen Kriegsführung bilde.

Laut dem Bericht stellten amerikanische Geheimdienste entscheidende Informationen für ukrainische Angriffe auf russische Kommandozentralen und andere Schlüsselziele bereit. Koordiniert wurden diese Operationen ab der US-Armeebasis in Wiesbaden. Dort bestimmten amerikanische und ukrainische Offiziere täglich sogenannte «Points of Interest» – ein beschönigender Begriff für Angriffsziele.

Ein hochrangiger europäischer Geheimdienstmitarbeiter zeigte sich laut NYT schockiert über das Ausmass der US-Einbindung: «Sie sind nun Teil der Tötungskette.» Die USA hätten zudem den Einsatz westlicher Präzisionswaffen auf die Krim und später sogar in international anerkanntes russisches Gebiet ermöglicht. Im Juni 2024 starben bei einem Atacms-Angriff auf einen Strand in Sewastopol vier Menschen, über 150 wurden verletzt.

Obwohl das Biden-Team die Partnerschaft als strategisch notwendig bezeichnete, offenbart der Bericht auch Spannungen. Die ukrainische Führung habe amerikanische Warnungen ignoriert, etwa im Vorfeld der gescheiterten Sommeroffensive 2023. Differenzen herrschten unter anderem über die Priorisierung von Frontabschnitten wie Melitopol und Artemowsk (Bachmut).

Russlands Präsident Wladimir Putin erklärte laut dem Kreml-nahen Sender Russia Today, die Ukraine könne ohne westliche Hilfe nicht existieren. Moskau wirft den USA seit langem vor, den Konflikt unnötig in die Länge zu ziehen. Die Regierung Trump hingegen hat laut dem Bericht den Dialog mit Russland gesucht – aus Sicht des Kreml ein «produktiver» Ansatz.