Beinahe ein Jahr ist er her, der folgenreichste Terroranschlag auf eine deutsche Infrastruktur seit Ende des Zweiten Weltkriegs: Die Ursache für die Explosion von drei der vier Nord-Stream-Stränge, durch die einst russisches Gas nach Deutschland fliessen konnte, ist aber nach knapp zwölf Monaten Ermittlungsarbeit noch immer ungeklärt.

Daran ändert auch eine aufwendige und als Enthüllungsgeschichte präsentierte Dokumentation nichts, die die ZDF-Sendung «Frontal» jetzt zeitgleich mit dem Nachrichtenmagazin Spiegel präsentiert hat.

Das Rechercheteam aus öffentlich-rechtlichen und privaten Medien hat sich dabei von Anfang an auf eine Version als die wahrscheinlichste festgelegt. Sie lautet: Die Ukraine war’s. Folgerichtig begaben sich die Reporter auf die Spuren, die für diese Version sprechen. Sie charterten das gleiche Schiff, das die in dieser Version von der Ukraine gesteuerten Attentäter benutzten, fuhren Strecke und Häfen ab, sprachen mit Zeugen.

Herausgekommen sind malerische Aufnahmen vom Segelschiff im Sonnenuntergang, dazu eine Aneinanderreihung von Verdachtsmomenten, auch einiges Widersprüchliches. Den Beweis, den «rauchenden Colt» fanden die Rechercheure nicht. Mit der gleichen Akribie hätten sie die russische Spur und auch die amerikanische verfolgen können, dass es diese gibt, deuteten sie jedoch nur an. Auf dem zweiten und dritten Auge blind, lautet die Diagnose für solcherart Vorgehensweise.

Stattdessen gaben die Filmemacher jeweils einem SPD- und einem CDU-Politiker, beide angeblich Experten in der Sache, Raum für ausführliche Erklärungen. Beide widersprachen sich munter und zeigten damit, dass offenbar auch sie völlig ahnungslos sind.

Was also war das? Der Beitrag nannte sich «Spurensuche», aber nicht einmal das hat er geleistet, weil er eben nur einer Spur nachgegangen ist. «Langsam lichtet sich der Nebel», lautet ein Satz der Reporter am Ende. Woher sie diesen Optimismus nehmen, bleibt ihr Geheimnis.