Man kann sich Freundschaften auch schönträumen oder Reden einfach verwechseln.

Aussenministerin Baerbock war am 3. Oktober in Warschau und dankte der Republik Polen für die Deutschen Einheit. Sie sprach von einer «Herzensfreundschaft» zwischen Deutschen und Polen und erklärte ganz so, als ob sie auf dem Evangelischen Kirchentag predigen würde: «Wir werden für euch da sein, so wie ihr für uns da wart, als wir euch am dringendsten brauchten.» Die Sicherheit Osteuropas sei Deutschlands Sicherheit. «Darauf können Sie sich verlassen», rief sie.

Ich kann mir vorstellen, dass die alten weissen polnischen PIS-Nationalisten, die ihre Rede hörten, sich vor Lachen fast in die Hose machen mussten.

Nein, Frau Baerbock, Sie haben Polen mit Ungarn verwechselt. Die Ungarn waren diejenigen, die die Grenzzäune 1989 aufgemacht hatten. Sie waren es, die sich dem Wunsch der SED-Führung widersetzten und die den Deutschen aus der DDR die Ausreise in den Westen ermöglichten.

Die Ungarn waren es, die für uns 2015 die Grenzen geschlossen hatten, weil die damalige Bundeskanzlerin nicht willens war, die Massenmigration nach Europa zu stoppen. Die Ungarn sind es, die bis heute trotz aller Diffamierungen durch deutsche Spitzenpolitiker treu zu Deutschland stehen.

Die Polen sind die anderen. Das sind die, die unter der regierenden nationalistischen PIS den Deutschenhass als Staatsräson pflegen, die die Zerstörung der Nord-Stream-2-Pipeline forderten und sich über den staatsterroristischen Anschlag auf die Pipelines, die die Hauptschlagader der deutschen Energieversorgung waren, lauthals freuten, die ihr marodes Land seit den 1990er Jahren durch EU-deutsches Geld sanierten und jetzt noch 1,3 Billionen Euro Reparationen fordern.

Es kann auch sein, dass Frau Baerbock einfach die Reden verwechselte, denn am Montag wird Ministerpräsident Orbán in Berlin sein, und sicherlich wollte sie ihm danken und sagen: «Wir werden für euch da sein.»