Der prominente US-Politikwissenschaftler John Mearsheimer unterstützt die Haltung von Präsident Donald Trump zur Ukraine und sieht die Hauptschuld am Krieg beim Westen.

In einem Interview mit dem New Yorker erklärt der bekannte Vertreter der «realistischen» Schule der internationalen Beziehungen, dass die Nato-Osterweiterung Russland provoziert habe. Laut Mearsheimer sei Putin 2022 durch die westliche Politik gezwungen worden, einen «präventiven Krieg» zu führen, um eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine zu verhindern. Zudem denkt er immer noch, dass Putin im Westen missverstanden wird.

Mearsheimer befürwortet Trumps Ansatz, den Krieg schnell zu beenden und ein Abkommen mit Russland auszuhandeln. Dafür müsse die Ukraine drei Bedingungen akzeptieren: Neutralität ohne Nato-Beitritt, Gebietsverluste im Osten und eine weitgehende Demilitarisierung. Sicherheitsgarantien für die Ukraine lehnt Mearsheimer ab, da Russland diese als verdeckten Nato-Beitritt werten würde.

Er hält es für unwahrscheinlich, dass Putin nach einem Friedensschluss erneut angreifen würde. Die Annahme, Putin habe von Anfang an eine Eroberung der gesamten Ukraine geplant, sieht Mearsheimer als unbelegt an. Er verweist auf Putins frühere Äusserungen, wonach die Ukraine selbst über ihre Zukunft entscheiden solle.

Auf den Einwand, Putin habe historische Bezüge zur russischen Herrschaft über die Ukraine gezogen, entgegnet der Politikwissenschaftler, dies belege keine imperialistischen Absichten. Die russische Invasion sei vielmehr eine Reaktion auf westliche Einmischung gewesen.

John Mearsheimer sieht Parallelen zwischen Russlands Position zur Ukraine und der Monroe-Doktrin der USA, die fremde Einflussnahme in der westlichen Hemisphäre ablehnt. Aus seiner Sicht betreibe Russland klassische Grossmachtpolitik – nicht Imperialismus.