Die Quellen zur Bevölkerungsentwicklung auf dem Gebiet der heutigen Schweiz sind bis ins späte Mittelalter spärlich. Während Perioden mit Pestzügen und Agrarkrisen kam es sogar temporär zu einer Bevölkerungsabnahme und Auswanderungen. Das Historische Lexikon der Schweiz geht davon aus, dass die Bevölkerung hierzulande im 17. Jahrhundert von 0,9 auf 1,2 Millionen zunahm. Damit wurde die erste Million wohl um 1650 erreicht. Bis zur Jahrhundertwende um 1800 hatte sich die Bevölkerung auf rund 2 Millionen verdoppelt.

Seit 1860 existieren zuverlässigere Bevölkerungsschätzungen. Damals lebten 2,52 Millionen Menschen in der Schweiz. Die 3-Millionen-Marke wurde 1891 erreicht. Während für die erste Million Zuwachs 150 Jahre verstrichen, benötigte die nächste Million noch 91 Jahre. Von da an nahm das Tempo des Bevölkerungswachstums rasant zu. Bis zur nächsten, der vierten Million, im Jahre 1926 vergingen nur noch 35 Jahre, und dies, obwohl die Spanische Grippe fast 25.000 Todesopfer gefordert hatte.

Die fünfte Million wurde 1955 überschritten, nach nur weiteren 29 Jahren. Nur noch zwölf Jahre dauerte es, bis die sechste Million im Jahre 1967 erreicht war. Die erste Erdölkrise führte zu einem Einbruch der Bauwirtschaft, die zuvor infolge des starken Bevölkerungswachstums geboomt hatte und viele Fremdarbeiter beschäftigte. Die Arbeitslosenversicherung war damals noch nicht derart komfortabel ausgebaut wie heute, weshalb in den Jahren 1975 bis 1979 netto rund 144.000 Saisoniers in ihre Heimat zurückkehrten. Es dauerte bis zum nächsten Immobilienboom Ende der 80er-Jahre, der erneut zu einem Immigrationsschub führte. Aber auch dieser wurde dann durch die Immobilienkrise 1992 wieder gedämpft. Allerdings blieben diesmal die Ausländer hier, denn die Arbeitslosenversicherung sicherte ihr Auskommen.

Dennoch wurde nach 27 Jahren die 7-Millionen-Grenze geknackt. Bis zur achten Million 2012 dauerte es dann nur achtzehn weitere Jahre. Und heute, per Mitte 2023, leben 8,9 Millionen Einwohner ständig in der Schweiz. Dazu kommen aber weitere 104.000 nichtständige Einwohner, so dass die Schweiz heute die 9-Millionen-Markte überschritten hat. Dazu waren nur elf Jahre nötig. Und wenn es so weitergeht, wird die 10-Millionen-Schweiz innert weiterer acht bis zehn Jahre erreicht sein.

1969 hat der St. Galler Ökonomieprofessor Francesco Kneschaurek die Schweiz mit einer 10-Millionen-Einwohner-Prognose schockiert. Er rechnete damals vor, dass die Schweiz im Jahr 2000 10 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner haben werde. Als Erklärung für die Fehleinschätzung wird heute behauptet, er habe bei seiner demografischen Berechnung den «Pillenknick» übersehen. Aber auch in die andere Richtung haben sich «Experten» getäuscht. Noch 2002 prophezeite das Bundesamt für Statistik (BfS), dass die Schweiz im Jahr 2030 mit 7,4 Millionen Einwohnern den bevölkerungsmässigen Höhepunkt erreichen und danach schrumpfen werde. Nun muss man mit 10 Millionen rechnen. Das ist fatal.

Bevölkerungsprognosen sind oft ideologisch gefärbt, um Gesetzesvorlagen und Projekte durchzuboxen. Aber es kostet viel Geld, wenn man sich verschätzt. Zwar werden die Finanzprobleme der Sozialwerke dank übermässigem Bevölkerungswachstum teilweise in die Zukunft verschoben. Dann aber werden sie mit umso grösserer Dramatik zurückkehren. Andererseits werden zu wenig Infrastrukturen erstellt, was Verkehrsengpässe und Staus, Wohnungsnot, Mangel an ausgebildetem Personal im Gesundheits- oder Bildungswesen zur Folge hat. Die Geburtenzahl lässt sich kaum regulieren, aber die Migration wäre steuerbar. Wenn man dieser aber freien Lauf lässt, denn dann werden sich die geschilderten Probleme rascher und heftiger einstellen und den Wohlstand der angestammten Bevölkerung drücken.