Die Suva-Zahlen sind alarmierend: Jedes Jahr verunfallen auf Schweizer Skipisten rund 35.000 Menschen. Allein über die Weihnachtstage 2024 flog die Rega in der Schweiz 150 Einsätze. Dies entspricht einer Zunahme von rund 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die steigenden Unfallquoten belasten auch das Budget der Arbeitgeber. Pro Jahr müssen Unternehmen in der Schweiz mehr als 800.000 Ausfalltage hinnehmen, weil Mitarbeitende wegen Schneesportunfällen fehlen. Im Schnitt benötigen die Verunfallten 22 Tage nach einer Verletzung auf der Piste, um sich zu erholen und wieder an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren.

Dies gibt auch Art Furrer zu denken. Der 87-jährige Walliser von der Riederalp steht noch regelmässig auf der Piste und kennt die verschärfte Gefahrenlage aus nächster Nähe. Er spreche immer wieder darüber, aber die Situation entspanne sich nicht. Und er frage sich: Wie lange wollen die Versicherungen diesen Schaden noch tragen? Schliesslich seien es die anständigen und disziplinierten Skifahrer, die für die Pistenrowdys zahlen würden.

Den Grund für die steigenden Unfallzahlen sieht Furrer unter anderem in der Überlastung der Pisten. Durch die Modernisierung der Transportanlagen gelangen immer mehr Menschen auf die Berge. Und hier nimmt der Skiakrobatikpionier, der in den USA einst den Kennedys das Skifahren beigebracht hatte, die Bergbahnbetreiber in die Verantwortung: «Wer die Leute auf den Berg hinaufbringt, ist auch dafür verantwortlich, dass sie wieder heil herunterkommen».

Material und Pistenpräparation tragen ebenfalls zur Verschärfung der Situation bei. Furrer: «Die Carvingski verleiten auch ungeübte Skifahrer zu hohen Tempi. Und die immer breiteren und besser planierten Pisten vermitteln ein Gefühl der falschen Sicherheit.» An engen und steilen Stellen seien dann viele Skifahrer überfordert.

Es sei höchste Zeit, dass die Skiorte ihr Sicherheitskonzept den neuen Gegebenheiten anpassen – und da sei das Limit im Kartenverkauf nur ein Anfang. Auf den Pisten selber müsse die Situation entflochten werden, so Furrer: «Es kann nicht sein, dass sich viele ältere Skifahrer nicht mehr in den Schnee getrauen. Es muss in unseren Alpen für alle Platz geben. Ein wichtiger Schritt ist die Einführung von Pisten für verschiedene Tempostufen (Slow Slope) – wie sie beispielsweise Grindelwald schon jetzt kennt. Ausserdem muss die Pistenpatrouille verschärft und verbessert werden.» Und Furrer plädiert dafür, dass gegen Raser auf der Piste (ähnlich wie im Strassenverkehr) konsequent vorgegangen und die Temposünder in einem Register festgehalten werden. Spätestens bei der zweiten Verfehlung sei der Entzug des Tickets zwingend.

Ein weiterer Punkt sei der Alkoholkonsum. Ein Glas Wein oder ein Kafi Lutz gehöre für viele Leute zum Pistenplausch. Fatal werde es, wenn sich Skifahrer nach der Trinkpause überschätzten und andere gefährdeten. Furrer fordert, dass bei Unfällen Alkoholkontrollen durchgeführt werden. So können Überschreitungen geahndet und die Verursacher zu Rechenschaft gezogen werden.