Washington hat Serbien gewarnt, die Situation im Kosovo zu eskalieren. Schuldige müssten zur Rechenschaft gezogen, Truppen abgezogen werden. Die Nato stockt auf.

Damit die Botschaft ankam, telefonierte Aussenminister Antony Blinken persönlich mit Serbiens Staatschef.

Ja, da sieht man sie wieder mal in Aktion, die wertegeleitete Aussenpolitik des gütigen amerikanischen Hegemons. Er schützt die Schwachen, er straft die Bullys.

So wie im Kaukasus, wo derzeit im Zeitraffer eine ethnische Säuberung abläuft: Armenier werden von aserbaidschanischen Soldaten aus ihrer Heimat Bergkarabach vertrieben.

Wie? Dort hat Blinken nicht interveniert? Kein Telefonat mit dem Diktator Ilham Alijew in Baku?

Kann es daran liegen, dass man ihn braucht, die Serben aber immer die Spitzbuben sind? Obendrein Moskaus beste Freunde?

Präsident Franklin Roosevelt wird die Bemerkung über einen Diktator zugeschrieben: «Er mag ein Hurensohn sein, aber er ist unser Hurensohn.»

Kein Problem. Das ist Realpolitik, und die praktiziert Washington auch jetzt in Serbien und Armenien.

Aber bitte, bitte, verschont uns künftig mit dem scheinheiligen Gerede, dass ihr Werte, Menschenrechte und so Zeug verteidigt.