Sieben Sekunden Schweigen. Sieben Sekunden sitzt Steffen Hebestreit vor Medienvertretern auf der Bundespressekonferenz und schweigt. Sieben Sekunden Schweigen nach einer Frage von Florian Warweg, Journalist der Nachdenkseiten.

In diesen sieben Sekunden zeigt sich dem Betrachter der Szene das ganze Elend im Hinblick auf Bundesregierung und Nord-Stream-Sprengung. Es ist, als hĂ€tte sich fĂŒr diesen Moment die politischen AbgrĂŒnde, die diesen Terrorakt umgeben, im Gesichtsausdruck von Hebestreit manifestiert. Warweg fragte den Regierungssprecher: «Liegen der Bundesregierung denn zumindest Informationen vor, die es ermöglichen wĂŒrden, ausschliessen zu können, dass der Wertepartner in Washington dafĂŒr [fĂŒr die Sprengung] verantwortlich war?»

Nach sieben Sekunden Schweigen zeigt sich Hebestreit schockiert und antwortet: «Da fĂ€llt mir jetzt nicht mehr viel ein, ehrlich gesagt.» Und weiter: «Also wenn Sie jetzt ein Narrativ verbreiten wollen 
 Ich wĂŒrde das mit Abscheu und Empörung zurĂŒckweisen. Ich weiss, worauf Sie hinauswollen.»

Es ist eine verstörende Antwort, die auf eine bemerkenswerte Weise zu dem nicht weniger verstörenden Schweigen passt. Hebestreit empfindet die Frage Warwegs als Ungeheuerlichkeit. Doch was ist in dieser Szene wirklich ungeheuerlich?

Warwegs Frage impliziert, dass eventuell der Hauptpartner Deutschlands, die USA, diesen Terrorakt direkt oder indirekt gegen Deutschland durchgefĂŒhrt hat. Nur drei Gesichtspunkte. Erstens: US-PrĂ€sident Joe Biden drohte offen im Februar 2022, wenn Russland in der Ukraine einmarschieren wĂŒrde, wĂ€re das das Ende fĂŒr Nord Stream 2. Wenn es zu einer russischen Invasion kommen sollte, «wird es kein Nord Stream 2 mehr geben. Wir werden dem ein Ende setzen». Auf Nachfrage, wie die USA dem ein Ende setzen wollten, antwortete Biden: «Ich verspreche Ihnen, dass wir es schaffen werden.»

Zweitens: Es war im Oktober 2013, als ein Satz von Angela Merkel durch die Berichterstattung ging: «Abhören unter Freunden, das geht gar nicht.» Zu diesem Zeitpunkt war bekannt geworden, dass die USA, genauer gesagt der Geheimdienst National Security Agency, wohl das Handy der Kanzlerin angezapft hatten. Schon damals hielt sich die deutsche Regierung auffĂ€llig zurĂŒck, fast handzahm hiess es: Abhören sei «inakzeptabel».

Wenn es ein «Abhören unter Freunden» gibt, gibt es dann vielleicht auch ein «Sprengen unter Freunden»?

Wenn der US-PrÀsident persönlich sagt, Nord Stream 2 werde unter den genannten UmstÀnden beendet: Ist die Frage von Warweg so absurd? Selbst der US-Investigativjournalist Seymour Hersh sprach von einer US-Verantwortlichkeit. Was auch immer der Fall ist: Der grösste Terroranschlag auf die zentrale Energie-Infrastruktur Deutschlands stinkt. Und das hat nichts mit den Fischen in der Ostsee zu tun.

Marcus Klöckner ist Journalist und Autor. DemnĂ€chst erscheint von ihm: «KriegstĂŒchtig! Mobilmachung an der Heimatfront».