Der Kanzler erwies dem Gast nur verbal die Ehre. Für Puristen gehört eigentlich eine Handbewegung zum Gruss «Slawa Ukrajini»: Der gestreckte rechte Arm wird schräg nach rechts über den Kopf gehoben.

Aber das hätte schlecht gepasst zum feierlichen Anlass in Aachen, wo Olaf Scholz den Karlspreis-Geehrten Wolodymyr Selenskyj mit dem Faschistengruss ansprach.

Moment mal! Faschistengruss?

«Ruhm der Ukraine» ist doch zum Ruf demokratisch-patriotischer Gesinnung geworden, frei vom Gestank ukrainischer Nazi-Kollaborateure. Sie hatten einander so begrüsst – nach Nazi-Vorbild. Aber heute?

Es ist schon richtig, dass «Slawa Ukrajini» auf den ukrainischen Nationaldichter Taras Schewtschenko zurückgeht und mit der Freiheitsbewegung des 19. Jahrhunderts assoziiert wurde.

Doch Worte können von politischen Verbrechern so beschmutzt werden, dass sie nie wieder verwendet werden dürfen. Nirgends weiss man das besser als in Deutschland, wo das Dritte Reich Teile des Vokabulars für alle Zeiten kontaminiert hat.

Eigentlich müsste das ein deutscher Kanzler wissen. Dass Boris Johnson oder Joe Biden ukrainischen Nationalisten huldigen, ist gerade für einen Deutschen keine Entschuldigung.

Wie? Das ist lächerlich?

Okay. Dann war es wohl auch lächerlich, AfD-Buhmann Björn Höcke strafrechtlich wegen seines Nazi-Vokabulars zu verfolgen.

Was er gesagt hatte? Einen SA-Spruch. «Alles für Deutschland.»