Benjamin Raich ist eine Ikone des österreichischen Skisports: zweimal Olympiasieger, dreimal Weltmeister, Gesamtweltcupsieger.

In den nuller Jahren setzte er Massstäbe – nicht immer zur Freude der Schweizer Fans. Doch etwas mussten sogar die Erzrivalen zugeben: Raich war stets die Fairness in Person, ein echter Sportsmann und galanter Interviewpartner, der weit über die Pistenränder hinausdachte. Auch deshalb war seine zweite Karriere als Fachmann beim ORF vorgezeichnet. Kaum einer analysiert die Rennen präziser, kaum einer bringt seine Meinung pointierter und eloquenter ans Publikum.

Doch genau dies wurde dem 45-jährigen Tiroler nun zum Verhängnis: Als am Sonntag während der Liveübertragung des (später abgebrochenen) Männer-Riesenslaloms in Sölden die Klimaaktivisten der «Letzten Generation» zum Thema wurden, die im Vorfeld des Gletscherrennens die Zufahrt zum Veranstaltungsort blockiert hatten, äusserte sich Raich in nicht erwarteter Klarheit: «Der Skisport ist nicht schuld am Klimawandel.» Im Gegenteil: Er glaube, dass die Skifahrer eher die Leidtragenden seien.

Zwar äusserte Raich ein gewisses Verständnis für die Kritik am Weltcup-Zirkus: «Wir müssen uns natürlich auch auf die Hinterbeine stellen und unseren Teil beitragen.» Doch dann teilte er gegen die Klimaaktivisten aus: «Die Demonstranten nützen jetzt diese Bühne (den Ski-Weltcup) und schiessen sehr scharf. Aber man sollte die Relation sehen. Wir fahren auf ungefähr zehn Gletschern in Österreich, haben aber 500 oder mehr, eine sehr grosse Zahl. Die Gletscher gehen überall zurück.»

Das waren die letzten Worte von Raich. Offenbar erhielt er über den Kopfhörer Anweisungen, seine Rede zu stoppen. Moderator Rainer Pariasek fragte den ehemaligen Rennfahrer irritiert, was denn los sei. Raich antwortete: «‹Stopp› hat es geheissen, ich soll nichts mehr sagen.»

Zunächst dachte der Experte, dass es sich um eine technische Störung handelte. Doch dies war nicht der Fall. Raich hatte vielmehr etwas gesagt, das nicht ins Narrativ des öffentlich-rechtlichen Senders gehört.

Als der ORF wieder zu den beiden Kommentatoren im Zielbereich zurückschaltete, sagte Pariasek: «Wir müssen uns entschuldigen, da war jemand übermotiviert und ein bisschen nervös.» Wen er meinte, sagte er nicht. Um Raich handelte es sich aber definitiv nicht. Denn der Olympiasieger hatte nur das gesagt, was viele Leute denken; was dem gesunden Menschenverstand entspricht – und was ein Hauptgrund ist, weshalb die grüne Welle in der Schweiz am vorletzten Wochenende verebbte.

Die Klimaaktivisten retten nicht die Welt. Sie kleben derart an ihrer Ideologie fest, dass sie ihre ganze Bewegung zum Stillstand bringen.