US-Präsident Joe Biden ist erneut gestürzt – und das vor laufenden Kameras.

Am Donnerstag fiel der 80-Jährige während eines Auftritts vor Absolventen einer Militärakademie in Colorado Springs. Dabei nahm er an der Abschlusszeremonie teil.

Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Sogar sein Vorgänger Donald Trump meldete sich zu Wort und zweifelte, ob der Sturz tatsächlich stattgefunden hat und ob Biden unverletzt blieb.

Interessant ist, wie die Medien – sowohl pro Biden als auch konservative Blätter – über dieses Ereignis berichten.

Die russische Nachrichtenagentur RIA hat in Präsident Bidens «Kampf gegen den Sandsack» eine interessante Entdeckung gemacht: orthopädische Schuhe mit stossdämpfenden Absätzen. Durch diesen Sturz ist nun die Sohle von Bidens Schuhen in den Fokus gerückt.

Bidens persönlicher Arzt bescheinigte nach seiner jüngsten körperlichen Untersuchung im Februar, dass der Präsident ein gesunder, leistungsfähiger 80-Jähriger sei, der die Aufgaben des Präsidenten erfolgreich ausführen könne. Dieses ärztliche Zeugnis betont Bidens Gesundheitszustand und seine körperliche Fitness. Trotzdem werfe es auch Fragen über seine Eignung für eine mögliche Wiederwahl im Jahr 2024 auf, schreibt die South China Morning Post.

Das ZDF gesteht, dass der Gesundheitszustand von US-Präsident Joe Biden zu einem Wahlkampfthema geworden ist. Besonders interessant für das ZDF ist jedoch die Reaktion seines republikanischen Konkurrenten und ehemaligen Präsidenten Donald Trump: Obwohl Trump normalerweise nicht zögert, sich spöttisch über seinen Amtsnachfolger zu äussern, reagierte er ungewöhnlich zurückhaltend. Er hoffte, dass Biden sich bei seinem Sturz nicht verletzt hatte. Dieser unerwartete Kommentar lässt Raum für Spekulationen über die politischen Motive hinter Trumps Reaktion, so das ZDF.

Der Spiegel lenkt den Fokus weg von Bidens gesundheitlichem Zustand. Das Hamburger Medium stellt stattdessen die Reaktion Trumps ins Zentrum. Dabei versucht der Spiegel, die Bedeutung von Trumps Reaktion herunterzuspielen; seine Zurückhaltung und Betonung eigener Fehler werden hervorgehoben, während der Gesundheitszustand von Biden in den Hintergrund rückt. Diese Herangehensweise des Spiegels zielt darauf ab, die Bedeutung der Situation für den Wahlkampf abzuschwächen und den Schwerpunkt auf Trumps Verhalten zu legen.

Die NZZ setzt den Fokus auf Bidens Alter als ältester amerikanischer Präsident, da er eine zweite Amtszeit anstrebt. Die Diskussion über sein Alter bleibt ein fortwährendes Thema.

Die britische BBC verteidigt Biden und hebt hervor, dass er der älteste amtierende Präsident der Nation im Alter von achtzig Jahren ist. Zusätzlich wird betont, dass Biden nach dem Sturz Hilfe erhielt und anscheinend unverletzt blieb.

CNN versucht, den Vorfall weniger dramatisch zu präsentieren. Der amerikanische Sender berichtet, dass Biden nach dem Sturz ziemlich schnell aufgestanden ist und dass der Vorfall auf einen Sandsack zurückzuführen war.

Laut The Hill ist Joe Biden mit 80 Jahren der älteste Mensch, der jemals das Amt des US-Präsidenten innehatte. Sein Alter werde wahrscheinlich ein entscheidender Faktor bei seinem Versuch einer Wiederwahl im Jahr 2024 sein.

New York Times: Solche Verwirrungen seien keine Seltenheit für amerikanische Führungspersonen, die einen Grossteil ihrer Zeit vor Kameras verbrächten. Der 38. Präsident, Gerald Ford, sei so oft gestolpert, dass er von Komikern regelmässig verspottet worden sei.

Politico: Das Video von Bidens Sturz verbreitete sich viral schneller, als das Weisse Haus auf den Vorfall reagieren und ihn herunterspielen konnte. Bidens Team, das zuvor stolz darauf war, Twitter-Gerüchte zu ignorieren, nutzte diesmal die Plattform, um den Sturz des Präsidenten als belanglosen Vorfall darzustellen und seine Präsenz auf der Bühne während einer langen Zeremonie als Zeichen aussergewöhnlicher Ausdauer zu präsentieren. Es erweckt den Eindruck von stark einseitiger Berichterstattung, die an nordkoreanische Propaganda erinnert.