Das hätte nicht passieren dürfen. Der Verband der Maschinenindustrie will den SVP-Kandidaten im zweiten Wahlgang für den Ständerat des Kantons Zürichs nicht unterstützten.

«Irrtümlicherweise» wurde anfänglich sogar die grünliberale Gegenkandidatin von Gregor Rutz, Nationalrätin Angelina Moser, zur Wahl empfohlen.

Entscheidend für deren Support sei nicht das politische Credo der grünliberalen Fraktionschefin gewesen, sondern alleine ihre Mitgliedschaft in einem 37-köpfigen Technologie-Team, dem sie als Verbandspräsidentin der FEA (Fachverband der Elektroapparate für Haushalt und Gewerbe Schweiz) angehört, das die Swissmem bei den Nationalratswahlen unterstützte.

Nun hat die Swissmem zwar einen Rückzieher gemacht und will für den zweiten Wahlgang überhaupt keine Empfehlung mehr abgeben. Die bedeutet, dass die beiden Ständeratskandidaten auf die gleiche Ebene gestellt werden. Aber es geht bei diesem zweiten Wahlgang doch nicht um das Wohl des Swissmem-Technologie-Teams, sondern um eine zumindest politisch ausgewogene Vertretung des Kantons Zürich im Ständerat.

Für Stefan Brupbacher, dem Direktor der Swissmem, ist diese Situation besonders heikel, denn er kandidierte ja selbst für die FDP als Zürcher Nationalrat. Aber es lag wohl am politischen Kurs seiner Partei, der vielen Stammwählern nicht mehr bürgerlich genug erscheint, weshalb die FDP im Kanton Zürich Wähleranteile verlor und ihre Sitzzahl lediglich halten konnte.

Nach dem Rückzug von Nationalrätin Regina Sauter hat die Partei aber ihren traditionellen Zürcher FDP-Ständeratssitz verloren. Der Zürcher Freisinn ist in die Bedeutungslosigkeit versunken. Von neun Nationalratssitzen im Jahre 1983 sind 2023 noch fünf übriggeblieben. Auch auf Bundesebene hat sich die Sitzzahl im Nationalrat in den letzten vierzig Jahren von 54 auf nur noch 29 fast halbiert.

Der häufige Kuschelkurs mit Links-Grün und der immer wieder durchschimmernde EU-Drang haben der Partei geschadet. Deshalb kam es national auch zur grossen Wählerwanderung von der FDP zur SVP. Wenn nun FDP-Brupbacher erneut nicht die Kraft hat, seine Swissmem-Mitglieder von der Kandidatur Rutz anstelle der alles andere als bürgerlich politisierenden Moser zu überzeugen, dann bleibt erneut ein fahler Nachgeschmack.

Hat die Swissmem von den wuchernden Umweltvorschriften und Sonderlasten der rot-grünen Regierenden noch nicht genug? Oder haben auch innerhalb der Swissmem jene Leute die Oberhand, die vor allem staatliche Subventionen für Umweltinvestitionen suchen? Wie man als bürgerlicher Verband Gregor Rutz die Unterstützung verweigern kann, erstaunt, denn was erwartet man denn von den Grünliberalen, die von den Wählern bei den jüngsten Wahlen am stärksten abgestraft wurden und nur noch über zehn Nationalratssitze verfügen?

Wer Nationalrat Gregor Rutz kennt, weiss, dass er zu den verlässlichsten liberalen Kräften innerhalt der SVP-Fraktion zählt. Er verfügt über die notwendigen breiten Dossier-Kenntnisse und ein ausgedehntes parteiübergreifendes politisches Netzwerk. Nationalrat Rutz vertritt nicht nur die mit 62 Sitzen stärkste Fraktion, die wohl noch Zulauf von ein paar zusätzlichen Fraktionskollegen aus Kleinparteien erhält.

Er trägt als Unternehmer auch soziale Verantwortung und engagiert sich seit Jahren für die Hauseigentümer in Zürich. Aber er ist eben kein Euro-Turbo wie viele der Swissmem Vertreter und Teile der FDP. Kann denn die Swissmem tatsächlich auf einen Drittel der Stimmen im Nationalrat verzichten, wenn es früher oder später um Anliegen geht, die auch die Maschinenindustrie substanziell betreffen?

Und wenn SP-Daniel Jositsch zum Bundesrast gewählt wird? Dann kommt es zu einer Ständerats-Ersatzwahl im Kanton Zürich.

Will die Swissmem dann auf die Unterstützung der SVP verzichten, falls Nationalrätin Regina Sauter oder ein anderer valabler FDP-Kandidat oder Kandidatin antritt? Fehlt es der Swissmem an strategischen Vordenkern?