Wer nach der Nationalratswahl 2024 gewettet hätte, dass Christian Stocker der nächste Bundeskanzler und Obmann der ÖVP wird, konnte sich über einen grossen Wettgewinn freuen. Sogar sein eigener Vater, Franz Stocker, ehemaliger Nationalrats-Abgeordneter der Schwarzen, sprach von einer unmöglichen Quote: «als würde der SC Wiener Neustadt in die Champions League aufsteigen.»
Durchaus keine Übertreibung, betrachtet man den Lebenslauf des frisch gekürten österreichischen Regierungschefs. Sämtliche Stationen spiegeln eine unaufgeregte, kleinbürgerliche Karriere wider. Schule in Wiener Neustadt. Studium der Rechtswissenschaften in Wien. Seit 1994 Rechtsanwalt. Wieder in Wiener Neustadt.
Seit 1990 durchlief Stocker die Mühen der Kommunalpolitik. Gemeinderat, Klubobmann, Stadtrat, Vizebürgermeister. Als solcher zimmerte er eine Koalition gegen die SPÖ, um der ÖVP den Bürgermeister zu sichern. Taktiker der Macht. Im Gemeinderat wie in der Bundesregierung.
Passenderweise zog Stocker nicht direkt in die Bundespolitik ein, sondern kam zum Zuge, weil ein vorgereihter Parteikollege auf sein Mandat verzichtete. Aber dann ging es schnell. Wie beim takeoff eines Jumbojets.
2022 wurde der kleinstädtische Advokat Generalsekretär der ÖVP. Eine Funktion, in der man wie ein Schäferhund um die Funktionäre kreisen muss. Wie Schüssels Generalsekretärin Rauch-Kallat ihre job describtion definierte. Karl Nehammer streute am Bundesparteitag seinem Nachfolger Rosen und wählte eine pathetische Ausdrucksweise. Stocker sei «Schwert und Schild» der Partei gewesen. Dass man früher auch den KGB so nannte, muss man heutzutage nicht mehr wissen.
Rhetorisch war es jedenfalls ein Bihänder. «Herr Kickl, es will Sie niemand in diesem Haus. Auch in dieser Republik braucht Sie keiner», so und so ähnlich Stocker vor und nach der Wahl im September 2024.
Die Kronen-Zeitung schrieb, dass Stocker mit Nehammer habe gehen wollen und nun unverhofft Bundeskanzler geworden sei. Es sei leichter, Kanzler zu werden als Bürgermeister von Wiener Neustadt. Die NÖN – Niederösterreichische Nachrichten titelte: «Vom Anti-Kickl zum Doch-nicht-mit-Kickl».
Nachdem die Verhandlungen mit der FPÖ am Innenministerium scheiterten – wohl auch an Berlin wie Brüssel –, lieferte Stocker der Partei im zweiten Anlauf das Kanzleramt mit SPÖ und Neos. Einem «Skalp» gleich, wie der populäre Politikkommentator Gerald Grosz meinte. Und der Kanzler wurde am Parteitag mit 98,42 Prozent belohnt.
Den cursus honorum via Kommunalpolitik und Selbständigkeit zu durchlaufen, ist gegenüber Kämmerern wie Ideologen ein Fortschritt. Mit dem österreichischen Winston Churchill, ob Vorliebe für Zigarren und Staatsdienst über das Pensionsalter hinaus, hat es Integrations-Staatssekretärin Plakolm zu hoch gehängt. Unaufgeregtheit hat auch Olaf Scholz vorexerziert.
Dass Stocker am Parteitag von den Ex-Kanzlern Sebastian Kurz und Karl Nehammer flankiert wurde, wird die Auguren zu Spekulationen verleiten über Vorvorgänger und Vorgänger wie möglicherweise Nachfolger.
Eins ist aber 100 %ig sicher, sobald Stocker aufhört als Kanzler, dann wird er genauso generös und großzügigst von seinen Gönern entlohnt, wie seine zwei Vorgänger.
Danke für die Infos über die Politik-Mauscheleien beim östlichen Nachbarn. Unterbelichtet die Rolle des grünen Bundespräsidenten, des geborenen Oberlehrers. Weit im Vorfeld hat er mit schlauer Ausnutzung verfassungsrechtlicher Leerräume und Missachtung demokratischer Mehrheitsergebnisse die Intrige (das war es) gegen FPOe und Kickl vorbereitet. Der wirtschaftliche und gesellschaftliche Schaden ist riesig. - Fazit: Grüne müssen von den Hebeln der Macht ferngehalten werden.
Sehr mies auch die Rolle der mSM (ORF, "Presse") in dieser vom grünen Bundespräsidenten organisierten Intrige gegen ein der Obrigkeit missliebiges Wahlresultat.