Es ist derzeit nicht ganz einfach, in der realen Welt den Überblick zu behalten: zu verwirrend, bedrohlich und absurd wirken so manche Meldungen aus den globalen Newskanälen. Da kam das Schweizer Fernsehen am Sonntagabend gerade richtig – und servierte als exklusive Free-TV-Premiere den Dokumentarfilm über die letzten Tage der Tenniskarriere von Roger Federer: «The Twelve Final Days».

Federer, der derzeit vor allem als Konzertbesucher (bei Taylor Swift in Zürich oder Coldplay in Rom) in den Medien auftaucht, lieferte mit dem Film den letzten Beweis, wie professionell, präzis und durchgetaktet er seine Karriere vermarket hat – und es noch immer tut.

Auf dem Weg zum tränenreichen letzten Spiel am Laver-Cup vor zwei Jahren in London liess er sich von Oscar-Regisseur Asif Kapadia begleiten. Andere globale Grössen im Sport – wie Formel-1-Ikone Ayrton Senna oder Fussball-Gott Diego Maradona – erhielten diese Ehre erst nach ihrem tragischen Ableben.

Federer aber überliess nichts dem Zufall und stellte sich so dar, wie ihn seine Fans immer sehen wollten: als treusorgenden Vater, liebenden Ehemann, hochrespektierten Sportsmann; und als Vorbild in allen Lebenslagen. Sogar auf dem Rücksitz der Limousine auf dem Weg zum Stadion legte er die Sicherheitsgurte an.

In gewissen Szenen wirkte die Inszenierung eher oberflächlich und absehbar. Und als Ehefrau Mirka bittere Tränen vergoss, weil sie ihrem Ehemann künftig nicht mehr beim Tennisspielen zuschauen darf, wollte man schon fast wegzappen. Aber der Film hatte auch starke Momente – beispielsweise als die alten Superstars Björn Borg und John McEnroe dem einzigen Schweizer Maestro die Referenz erwiesen. Wenn Borg, der früher oft unterkühlt wirkende schwedische Tennisstratege, sagt: «Federer hat das Spiel mit seiner Eleganz und Ästhetik auf ein neues Niveau gehoben» – und wenn McEnroe, das frühere Enfant terrible der Courts, an einem sowjetischen Ballettgenie Mass nimmt und anfügt: «Roger ist der Baryschnikow des Tennis», dann wünschte man sich als Schweizer Tennisfan die 24 Federer-Jahre zurück.

Doch die wird es nicht mehr geben; nie mehr. Dass man sich um Roger Federer trotzdem keine Sorgen machen muss, zeigte der Werbeblock nach dem 90-minütigen Film. Dort spielte Roger Federer den perfekten Return mit einer Schweizer Kaffee-Maschine.

Die 3 Top-Kommentare zu "«The Twelve Final Days» auf SRF: Was ist vom neuen Dokumentarfilm über Roger Federer zu halten?"
  • Fernglas

    Wer schaut dann noch SRF?

  • annba

    Es reicht mit der Verherrlichung von Federer. Reden sie mal mit seinen Nachbarn seiner Villen... Für mich gibt es definitiv größere Sportler, z.B jene die sich nicht impfen liessen

  • V. Bühler

    Seit Jahren versuche ich herauszufinden, warum mir Federer so unsympathisch ist. Erklären kann ich es mir bis heute nicht. Es ist einfach so. Aber wenn ich das jetzt so über ihn lese, bekomme ich eine Ahnung: er ist einfach zuviel und sich selbst zu wichtig. Es ist auch das ständige Hervorheben seiner Person, das er offensichtlich genießt. Da bin ich eher für Leute wie Trump, die authentisch sind und auf die die Hälfte der Welt herumhackt.