Ein altes, romantisch renoviertes Polizeiboot legt an der Wannseeinsel Lindwerder an.

Sonnendurchflutet feiert der Szene-Geheimtipp die Wiederauferstehung nach dem Lockdown mit einer Aperol-Spritz-Party der beautiful Berliner. Eine Til-Schweiger-Szene.

Der Mann mit federndem Gang, der ein bisschen zu spät kommt, trägt Jeans, einen blauen Kaschmir-Pulli, Grinsen im gebräunten Gesicht, funkelnde Augen.

Plötzlich bremst die Fete auf Zeitlupe.

Die Frauen blicken verzaubert. Die Männer lächeln etwas neidisch. Ein Star ist ein Star. Wir umarmen uns, und er flüstert lächelnd: «Körzi, ich glaube, ich habe mein bestes Drehbuch geschrieben . . .!»

Til Schweiger ist ein Mann, der nicht stoppt. Er ist 57 und einen Tag jünger als sein Freund Brad Pitt, aber sein innerliches Kind ist immer gefühlte und gelebte 29.

Er ist Deutschlands grösster Star. Millionen lieben ihn, Millionen lieben es, ihn nicht zu lieben. Millionen unterschätzen ihn.

Neunzig Millionen Deutsche haben einmal in ihrem Leben eine Kinokarte gekauft, um ihn zu sehen. Til ist eine Art Kinokanzler der Deutschen.

 

«Das hätte ich nie geglaubt!»

Warum? Weil er ein Phänomen ist. Er sieht zeitlos toll aus. Er ist hochsensibel und hochintelligent (Abi: 1,7). Er vibriert vor Energie. Er wirkt wie ein Macho, ist aber ein Frauenversteher und sucht Glück in der Harmonie seiner Seele. Er liebt und lebt, was er tut.

Er ist der deutsche Tom Cruise. Er ist ein Mythos, ein Mysterium, ein Muster-Mann, ein Multitalent : 80-plus-mal Star, 20-mal Regisseur, 29-mal Produzent, 15-mal Drehbuchautor, Lifestyle-Unternehmer, Familienpatriarch (4 Kinder). Er spielt auch sehr gut Tischtennis.

Am glücklichsten ist er mit family & friends.

Sein Geheimnis? Wie wird ein Star geboren?

Vor zwölf Jahren sassen wir zusammen auf der Terrasse des «Carlton»-Hotels in Cannes bei den Filmfestspielen. Vor der Fassade hing ein Zehn-Meter-Porträt von Brad Pitt – und daneben hing Til als Nazikiller Hugo Stiglitz – für den genialen Anti-Hitler-Thriller «Inglourious Basterds» von Quentin Tarantino. Til blickte auf das überlebensgrosse Bild von sich und seufzte glücklich: «Das hätte ich nie geglaubt!»

Til ist ein liberales Lehrerkind. Geboren am 19. Dezember 1963 in Freiburg (wie Jogi Löw), in Giessen (lieber Cowboy als Indianer) gespielt, Germanistik (Lehrer?) und Medizin (Arzt?) studiert. Aber unter den Sternen Griechenlands, allein im Schlafsack, entscheidet er sich für sein eigenes Schicksal: «Ich versuche es mit der Schauspielerei! Was habe ich zu verlieren?»

Seine Idole: Jean-Paul Belmondo, Steve McQueen, John Travolta. Der Anfang: «Manta, Manta» (1991). Kultproduzent Bernd Eichinger entdeckt Til in der «Lindenstrasse». A star is born. Der Durchbruch: «Knockin’ on Heaven’s Door» (1997, Story: Til und Jan Josef Liefers haben Krebs und träumen vom Meer). Der Erfolg: die romantische Komödie «Keinohrhasen» (2007). Der Til-Schweiger-Lubitsch-Touch. Der Sensations-Hit: «Honig im Kopf» (2014).

Til wagt eine Tragikomödie mit Tabubruch: Didi Hallervorden (heute 85 und fit) als dementer Opi, der von Venedig träumt.

Sieben Millionen Fans stürmen die Kinos. Weltweite Kasse: 78 Mio. Dollar.

Der mutige Misserfolg: «Head Full of Honey» (2018) mit Kinolegende Nick Nolte (heute 80). Es war der Versuch, Hollywood zu erobern. Ich sass bei den Dreharbeiten neben dem ewigen Raubein Nolte, der von Til schwärmte, als sei der sein Sohn.

Ein Til Schweiger wächst auch im Schatten.

 

Finca, Pool, Esel

Seinen kreativen Lebensmittelpunkt hat er auf Mallorca gefunden – eine Traum-Finca, nur fünfzehn Taximinuten von Palma, mit blauem Pool, Orangenbäumen und Esel. Im verrückten Berlin hat er sein «Barefoot»-Office und seine Lebens-Loft. In der kühlen Hansestadt Hamburg hat er sein Familienhaus. Seine Ex-Frau Dana lebt in der Strandvilla in Malibu. Was für ein Leben.

Als die Kinos im Lockdown Trauer trugen, kurbelte Til «Gott, du kannst ein Arsch sein» (nur als Star). Im Mittelalter-Thriller «Medieval» spielte er neben Sir Michael Caine (88). Ein neuer Til-Schweiger-all-in-Film wird «Die Rettung der uns bekannten Welt» (Premiere: 11. 11.). Story: Ein verzweifelter Vater weist seinen siebzehnjährigen bipolaren Sohn nach einem Selbstmordversuch in die Klinik ein. Dann geschieht ein Wunder.

Aber Til ist selbst ein Einmannwunder. Er dreht schon den übernächsten Schweiger-Hit: «Kurt», nach dem Bestseller von Sarah Kuttner. Dafür hat er sogar unser Haus in Hamburg angemietet. Ein Til stoppt nicht.

Wir sassen mal vor neun Jahren zusammen unter dem Sternenhimmel von Afghanistan – und haben bei Büchsenbier Fussball gekuckt. Er hatte den deutschen Soldaten seinen Veteranen-Thriller «Schutzengel» gezeigt. Wer macht so was? Nur ein Til Schweiger. Darauf ein «Tils» (seine eigene Bier-Sorte).

Dieser Artikel erschien erstmals am 24. Juni 2021.