So etwas hat es seit Menschengedenken oder wohl überhaupt in der Geschichte des Schweizerischen Bundesstaates noch nie gegeben: Bundesrätin Viola Amherd (Mitte) konnte den italienischen Schlussteil ihrer Rede kaum mehr sprechen, da ihre Stimme brach und sie ins Mikrofon weinte.

Ihre gebrochene Stimme und ihre Tränen erstaunen zuallererst deshalb, weil Viola Amherd ja freiwillig zurückgetreten ist und bereits nach sechs Jahren das Handtuch geworfen hat. Die 62-jährige künftige Frührentnerin tat dies mit dem flapsigen Spruch, sie könne ja nicht warten, bis sie einen Rollator benützen müsse. Was all jene werktätigen Schweizerinnen und Schweizer eher befremden muss, die bis 65 und darüber hinaus arbeiten müssen, weil sie keine üppige Bundesratspension erwartet.

Wenn Viola Amherd trotz der Freiwilligkeit ihres Abschieds von der politischen Bühne weinte, ist dies leider ein Eingeständnis ihres Versagens. Sie ist sich bewusst, dass sie die Erwartungen im Verteidigungsdepartement nicht erfüllen konnte und für viele Mitbürger eine Enttäuschung war. Wenn sie nicht das Glück gehabt hätte, als Mitte-links-Politikerin von den Medien ausgesprochen pfleglich behandelt zu werden, wäre das Ausmass ihres eng begrenzten Leistungsausweises noch weit früher bekannt geworden.

Mittlerweile weiss die ganze Nation, dass die Walliserin ihrem Nachfolger im Verteidigungsdepartement einen Scherbenhaufen hinterlässt. Und dass es die Kräfte eines Herkules bedürfte, dort wieder Ordnung zu schaffen. Wenn Verteidigungsministerin Amherd vor dem Parlament wegen ihrer eigenen Person schon ins Schluchzen kommt, kann die Schweiz froh sein, dass sie die letzten sechs Jahre so friedlich überstanden hat.

Als positives Gegenbeispiel bleibt Amherds Mitte-Kollegin Ruth Metzler in Erinnerung. Trotz der schmerzlichen Abwahl aus dem Bundesrat, in die sie nicht zuletzt ihre eigene Partei hineinstiess, blieb sie 2003 in ihrer Abschiedsrede gefasst und souverän.