Anton Hofreiter ist nicht nur studierter Biologe. Anton Hofreiter ist auch vieles mehr: Militärexperte, Rüstungsexperte und natürlich auch Experte für aussenpolitische Beziehungen unter dem speziellen Blickwinkel der Küchenpsychologie.

In dieser Eigenschaft diagnostizierte der Grünen-Politiker bei Donald Trump «eine imperialistische Agenda», getrieben von «narzisstischer Gekränktheit». Was an dieser Diagnose noch am wenigsten falsch war, war vermutlich ihr küchenpsychologischer Teil. Denn dass das Gebaren des Donald Trump Produkt einer massiven narzisstischen Störung ist, liegt nah.

Unsinnig jedoch der Vorwurf einer imperialistischen Agenda. Denn ein Imperialist tritt expansiv auf. Er zielt auf Ausdehnung, Erweiterung und Fortschritt seines Imperiums. Genau das macht Trump jedoch nicht. Trump agiert inversiv, abschottend und isolationistisch. Das ist das Gegenteil von imperial.

Hofreiters überhebliches und moralistisches Statement verzerrt das Handeln Trumps vollständig. Das ist nicht nur einfältig, sondern auch gefährlich. Es verleitet zu falschen Schlussfolgerungen und Reaktionen. Denn faktisch agieren die USA eben nicht imperial und ausgreifend. Im Gegenteil. Und das ist das Problem.

Offensichtlich verfolgt die Regierung Trump eine antiimperiale, wenngleich egoistische Politik. Man vertraut darauf, dass die Vereinigten Staaten auch ohne globale militärische Präsenz und ohne weltwirtschaftliche Vernetzung die eine dominante Weltmacht bleiben. Ein fataler Irrtum.

Imperien leben vom lebendigen Austausch mit anderen Mächten. Das führt dazu, dass ihre Macht weiter reicht als ihr eigentliches Herrschaftsgebiet. Ein isolationistisches Amerika wird ein isoliertes Amerika sein und kein grosses.

Doch die Welt braucht eine Ordnungsmacht, deren Flottenverbände vor einer Küste aufkreuzen können, wenn ein paar böse Jungs über die Stränge schlagen. Sonst versinkt die Welt in Anarchie. Das erreicht man jedoch nicht, indem man sich moralistisch und selbstgefällig über Trump erhebt, sondern durch Diplomatie, Gespräche und die nötige geistige Geschmeidigkeit.