Mordkommandos ukrainischer Geheimdienste haben allein in den letzten zwanzig Monaten Dutzende von Menschen im In- und Ausland ermordet. Darunter waren russische Militärangehörige und Zivilisten sowohl in den russisch besetzten Gebieten als auch in Russland selbst sowie ukrainische Kollaborateure und «Verräter». Wer als «Verräter» gilt, wurde jedoch nicht präzisiert.

Dies berichtet die Washington Post unter Berufung auf Interviews mit über zwei Dutzend aktiven und pensionierten ukrainischen, amerikanischen und westlichen Geheimdienstlern. Alle Morde seien von Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj abgesegnet gewesen.

Die Anschläge würden allerdings die enge Zusammenarbeit des zivilen ukrainischen Geheimdienstes SBU und des Militärdienstes GUR mit der CIA zunehmend «komplizieren», schreibt das Blatt. In Washington sei man nicht überzeugt davon, dass diese Methoden, die an die blutige Vorgehensweise sowjetischer und russischer Nachrichtendienste gegenüber Regimegegnern erinnert, der Sache Kiews langfristig dienen würden.

Die CIA hatte die beiden ukrainischen Dienste seit dem Maidan-Putsch von 2014 mit «Dutzenden Millionen Dollar» aufgerüstet. Dazu gehörte sogar der Bau eines neuen Hauptquartiers für den GUR in Kiew. Aus Sorge, dass der SBU von ehemaligen sowjetischen KGB-Agenten unterwandert sei, riefen zunächst die CIA und dann der britische Geheimdienst MI6 zwei eigene, neue «Direktorate» mit überwiegend jüngeren Mitarbeitern ins Leben.

Die CIA werde allerdings nicht von geplanten «Liquidationen» vorab informiert, schreibt die Washington Post. Andere Aktionen von SBU und GUR wie die Bombardierung der strategisch wichtigen Kertsch-Brücke zwischen Russland und der Krim seien jedoch abgesprochen und durchgeführt worden, obwohl die Amerikaner Bedenken geäussert hätten.

Zu den Mordopfern gehörte unter anderem Darja Dugina, die Tochter des russischen Intellektuellen Alexander Dugin, deren Auto in die Luft gesprengt wurde, ein russischer U-Boot-Kommandant, der beim Joggen in einem Park im südrussischen Krasnodar erschossen wurde, und ein Blogger, der Ziel eines Bombenanschlages in einem Café in St. Petersburg wurde. SBU-Chef Vasyl Malyuk verteidigte diese und andere Morde als «vollkommen legal»: Alle «Verräter, Kriegsverbrecher und Kollaborateure» müssten wissen, dass sie eine «gerechte Strafe» erwarte.