Der deutsche SPD-Politiker Günter Verheugen (SPD) war Vizepräsident der Europäischen Kommission. Er gehörte zu den ersten Unterzeichnern des «Manifests für den Frieden» zum Krieg zwischen Russland und der Ukraine.

In einem Gespräch mit dem Weser-Kurier sagt Verheugen, ein Krieg sei «das Letzte, was wir brauchen». Zu dessen Beendigung könne man auch einen Staat nicht ausschliessen, «weil einem die Zustände dort nicht gefallen», erklärt er mit Blick auf Russland.

Verheugen kritisiert auch die aus seiner Sicht vereinfachte Beurteilung der Kriegsgründe. Der Umsturz in der Ukraine 2014 sei «eine fabelhafte PR-Nummer» gewesen. Dahinter habe «ein vorbereiteter Staatsstreich» gesteckt. Die ersten Massnahmen der Übergangsregierung hätten sich gegen die russischstämmige Bevölkerung in der Ukraine gerichtet.

Russland sei ohne Frage der Aggressor in diesem Krieg, aber man müsse die Vorgeschichte kennen, um sich ein sachliches Urteil zu bilden. Ein langer Weg habe zu diesem Punkt geführt.

Man gelte heute schon als «nützlicher Idiot des Kremls», so Verheugen, wenn man wie er feststelle: Es gehe bei dem Krieg nicht um die Sicherheit anderer Staaten. Kein Mensch müsse in der Ukraine «wegen meiner Freiheit und zur Verteidigung meiner demokratischen Rechte sterben».

Das politische Ziel des Westens dürfe kein «Siegfrieden» sein, bei dem der Westen Russland die Friedensbedingungen diktiere. Das sei nicht erreichbar. Auch ein wirtschaftlicher Ruin oder eine Isolation Russlands sei nicht machbar.

Laut Günter Verheugen müsste die ganze Kraft dafür eingesetzt werden, Russland und die Ukraine an den Verhandlungstisch zu bekommen. Die Strategie der Ukraine bedingungslos zu unterstützen, «ohne Verhandlungsbereitschaft zu verlangen», sei ein Fehler.

Ein ausführliches Gespräch der Weltwoche mit Günter Verheugen lesen Sie hier.