Nur Stunden nachdem nun auch US-Präsident Joe Biden und der deutsche Kanzler Olaf Scholz den Einsatz amerikanischer und deutscher Waffen gegen Ziele auf russischem Territorium genehmigt hatten, hat Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedew reagiert. Moskau sieht diesen Schritt als Kriegseintritt der Nato und droht deren Mitgliedern mit taktischen Atomschlägen. Wir dokumentieren seine Reaktion im Wortlaut und übersetzt.

Westliche Länder, die angeblich den Einsatz ihrer Langstreckenwaffen auf russischem Territorium «genehmigt» haben (unabhängig davon, ob es sich um alte oder neue Teile unseres Landes handelt), sollten sich über Folgendes im Klaren sein:

  1. Ihre gesamte militärische Ausrüstung und ihre Spezialisten, die gegen uns kämpfen, werden sowohl auf dem Territorium der ehemaligen Ukraine als auch auf dem Territorium anderer Länder zerstört werden, wenn von dort aus Angriffe auf das Territorium Russlands erfolgen.
  2. Russland geht davon aus, dass alle von der Ukraine eingesetzten Fernkampfwaffen ohnehin bereits heute direkt von Nato-Militärpersonal kontrolliert werden. Das ist keine «Militärhilfe», sondern eine Beteiligung am Krieg gegen uns. Solche Handlungen können durchaus zum Casus Belli werden.
  3. Die Nato wird entscheiden müssen, wie sie die Folgen möglicher Vergeltungsschläge gegen Ausrüstung, Einrichtungen und Militärpersonal einzelner Länder des Blocks im Rahmen der Artikel 4 und 5 des Washingtoner Vertrags einordnet.

Aller Wahrscheinlichkeit nach möchte die Nato-Führung so tun, als handele es sich um souveräne Entscheidungen einzelner Länder des Nordatlantikpaktes zur Unterstützung des Kiewer Regimes, so dass es keinen Grund gäbe, die Bestimmungen des Vertrags über kollektive Selbstverteidigung von 1949 anzuwenden.

Dies sind gefährliche und schädliche Fehleinschätzungen. Ein solcher «individueller Beistand» einzelner Nato-Staaten gegen Russland, sei es durch das Kommando über Langstrecken-Marschflugkörper oder die Entsendung eines Truppenkontingents in die Ukraine, stellt eine ernsthafte Eskalation des Konflikts dar. Die ehemalige Ukraine und ihre Nato-Verbündeten werden eine Antwort von solch zerstörerischer Kraft erhalten, dass das Bündnis selbst nicht vermeiden kann, in den Konflikt hineingezogen zu werden.

Egal, wie viel pensionierte Nato-Furze darüber reden, dass Russland nie nichtstrategische Atomwaffen gegen die ehemalige Ukraine oder einzelne Nato-Staaten einsetzen wird, so ist das Leben doch viel beängstigender als ihre frivolen Träumereien.

Vor ein paar Jahren hiess es noch, Russland würde sich nicht auf einen offenen militärischen Konflikt mit dem Banderisten-Regime einlassen, weil es sich nicht mit dem Westen anlegen wolle. Sie haben sich verrechnet. Es herrscht Krieg.

Sie könnten sich auch mit dem Einsatz taktischer Atomwaffen verrechnen, obwohl dies ein fataler Fehler wäre. Schliesslich haben die Länder Europas, wie der russische Präsident richtig bemerkte, sehr hohe Bevölkerungsdichten. Und für jene feindlichen Länder, die ausserhalb der Reichweite taktischer Atomwaffen liegen, gibt es schliesslich ein strategisches Potenzial.

Und das ist leider weder eine Einschüchterung noch ein nuklearer Bluff. Der derzeitige militärische Konflikt mit dem Westen entwickelt sich nach dem schlimmstmöglichen Szenario. Die Stärke der eingesetzten Nato-Waffen nimmt ständig zu. Daher kann niemand ausschliessen, dass der Konflikt heute in sein Endstadium eintritt.