Wirklichkeit und Behördenbeschlüsse haben oft wenig miteinander zu tun. So müssen beispielsweise die Verwaltungsstellen in der Stadt Zürich bei ihrer Kommunikation den Genderstern einsetzen. Aber mehr als zwei Drittel der Zürcher sind gegen dieses interne Sprachdiktat des Stadtrats, wie eine Umfrage zeigte.

Die Initiative «Tschüss Genderstern» will dessen Einsatz in der Verwaltung der Stadt Zürich untersagen. In der «Tagesschau» von SRF wird die Vorlage thematisiert – mit eindeutiger Schlagseite.

So wird im Beitrag suggeriert, die Bevölkerung sei mehr oder weniger hälftig gespalten – was die erwähnte Umfrage widerlegt. Und eine Strassenumfrage, welche die Befindlichkeit der Leute aufzeigen soll, ist denkbar manipulativ ausgestaltet.

Ein älterer Herr ist mit der Frage, was er konkret gegen den Genderstern einzuwenden hat, überfordert. Statt einen anderen Gesprächspartner zu suchen, der mit Argumenten aufwarten kann, wird der Mann in der Ausstrahlung blossgestellt.

Man wird den Eindruck nicht los, dass die SRF-Reporter geduldig nach wortstarken Befürwortern des Genderns gesucht haben – und ebenso leidenschaftlich nach Gegnern, die ihr Anliegen nicht so wirksam vortragen können.

Dabei erklärt im SRF-Beitrag der Politologe Michael Hermann ausdrücklich, dass nur wenige Menschen in der Schweiz den Genderstern aktiv benützen. Es sind praktisch ausschliesslich junge Linke.

Gäbe es Behörden wie den Zürcher Stadtrat nicht, wäre die ganze Debatte daher unnötig. Denn überliesse man es den Menschen, wie sie es in ihrer Sprache handhaben, wäre der Genderstern längst verschwunden – auf ganz natürliche Weise.