Es ist die Zeit des Jahresanfangs – offensichtlich Zeit von Rücktritten. Der amerikanische Präsident Joe Biden verlässt sein Amt – mehr oder eher weniger freiwillig.
In Deutschland hat sich Bundeskanzler Olaf Scholz selber abberufen – mit sauren Worten gegen die seiner Ampelregierung abtrünnig gewordene FDP. Dafür mit süssen Worten zum Lob und Preis seiner eigenen Regierungsführung.
In Österreich tritt Bundeskanzler Karl Nehammer zurück, nachdem er bei der Regierungsbildung gescheitert ist. In seiner Rücktrittserklärung konnte er sich selber, seinen guten Willen und seine lauteren Absichten nicht genug rühmen.
In Kanada warf derweil der ehemals hochbejubelte Premierminister Justin Trudeau nach über neun Jahren an der Regierungsspitze das Handtuch.
Und Baschar al-Assad in Syrien, Präsident der Arabisch-Sozialistischen Baath-Partei, ist noch kurz vor Jahresende geflohen.
In der Schweiz legt im Sommer Gerhard Pfister das Präsidium der Mitte-Partei nieder. Weil er weiss, dass in der Schweiz im Normalfall nur ein sanfter Politiker Bundesrat werden kann. Und dass ein sanfter Parteipräsident seine Partei in den Abgrund führen müsste.
Angebliche Strahlefrauen links der Mitte sind ebenfalls verschwunden, etwa Jacinda Ardern, Premierministerin in Neuseeland, oder Sanna Marin, Ministerpräsidentin von Finnland. Der einen wurde das Amt zu stressig, die andere feierte zu ausgelassene Partys.
Allen diesen zurückgetretenen Politikern ist gemein, dass sie zumindest am Anfang als besonders zeitgeistig, beweglich, geländegängig und elegant galten. Und von den Medien entsprechend bejubelt wurden. Nur: Die Kantigen, Widerborstigen und Unbequemen in der Politik sind immer noch da. Vielleicht auch deshalb, weil sie stets bei der Sache – und weniger bei sich selbst – waren.
Those who caused these problems should not be driving the solution ,
Pfister gehört nicht in diese Reihe, er hat kein öffentliches Amt niedergelegt. Ganz im Gegenteil: Er hat sich seit Jahren unbeirrbar seinem Lebensziel entgegengeschlängelt wird seinen Bundesratssitz bis in die 30er Jahre wärmen.
Es geht eine Epoche zu Ende: Die Ära der durch Mehrheitsabstimmungen erkürten Landesherrscher - im Westen. Anderswo bleibt vieles beim Gewohnten, und manchmal beim Bewährten: In China gibt es keine populistische Volksbeschlüsse, und man sieht, wohin die Entwicklung des Landes geht: Dorthin wo ein überdurchschnittlich begabter, wissender Präsident die Nation führt. Im Westen hingegen entstehen Bruchstellen zwischen Gestern und Heute, Richtungsänderungen in der Politik, nur weil neue Leute da sind