Dieses Mal lag es nicht an den Klimaklebern: In Berlin bildeten sich am Montagvormittag mehrere Staus, da um die 1700 Traktoren angerollt kamen. Unter dem Motto «Zu viel ist zu viel» demonstrierten Tausende Landwirte aus ganz Deutschland lautstark am Brandenburger Tor. Besonders Bundesagrarminister Cem Özdemir bekam die geballte Wut zu spüren – er wurde während seiner Rede konsequent niedergebrüllt.

Die Kundgebung wandte sich deutlich gegen die Pläne der Bundesregierung, Agrardiesel-Subventionen und KFZ-Steuer-Befreiung abzuschaffen. Was für einen durchschnittlichen Betrieb künftig eine Mehrbelastung von mindestens 10.000 bis 15.000 Euro jährlich bedeuten würde. Redner wie der Bauernpräsident Joachim Rukwied machten deutlich, dass die notwendige Haushaltskonsolidierung nicht zu Lasten der Bauern gehen dürfe. Andernfalls drohe ein «sehr heisser Januar» mit «massiven Widerständen». Denn: «Wir werden uns das nicht gefallen lassen.»

Die Stimmung wurde noch aufgeheizter, als Özdemir ans Mikrofon trat. Es folgte lautes Protest-Hupen. Immer wieder musste der Grünen-Politiker abbrechen, weil die Demonstranten «Neuwahlen» oder «Ampel weg» skandierten. Inständig warb er dafür, man möge doch bitte «nicht so über den Bundesfinanzminister noch über den Bundeskanzler oder den Bundeswirtschaftsminister reden». Schliesslich wolle man «gemeinsam eine Lösung finden». Die Landwirte antworteten mit einer Mischung aus Gelächter, Pfiffen und Buhrufen.

Özdemir war anzusehen, dass er mit der Massivität des Widerstandes nicht gerechnet hatte. Und anscheinend waren das auch keine Bilder, die man noch weiter in die Welt hinaussenden wollte: Wer etwa den Livestream auf Phoenix verfolgte, musste erleben, dass die Übertragung plötzlich abgebrochen wurde. Angeblich stand die Leitung nicht mehr. Die Reporter zeigten sich ratlos und verwundert über die geballte Wut der Landwirte.

«Müsst ihr erst hungern, bevor ihr es versteht?», stand auf einem Protestschild. Eine berechtigte Frage.