Dass sich der Sitz der Schweizer Regierung in Bern befindet, spielt in der Selbstwahrnehmung vieler Zürcherinnen und Zürcher keine Rolle. Unabhängig von politischen Nebensächlichkeiten sind sie sich felsenfest sicher: Zürich ist die wahre Hauptstadt der Schweiz. Hier befinden sich die grössten Medienhäuser, hier werden die spektakulärsten Konzerte und Unterhaltungsshows durchgeführt, hier ist der Sitz des wichtigsten weltweiten Sportverbands, hier geschäften die Banken, hier pulsiert das Leben wie sonst nirgends in der Schweiz.

Zumindest war das mal so. Die Verweigerung der SRG, der grössten Stadt des Landes die Austragung des Eurovision Song Contest anzuvertrauen, ist nur ein weiterer Zürcher Schritt ins Abseits.

Der schleichende Verlust an Bedeutung hat am Fusse des Uetlibergs schon lange eingesetzt – und der Abgang so mancher prestigeträchtigen Veranstaltung lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Das Zürcher WTA-Tennis-Turnier, an dem sich einst die Grössten der Grossen gemessen haben, ist Schnee von gestern. Der CSI Zürich, das höchstdotierte Schweizer Reitturnier, hat den Betrieb eingestellt, das Radweltcup-Rennen «Züri-Metzgete» ist schon lange auf der Schlachtbank für Sportveranstaltungen gelandet, Freestyle.ch, das Happening der Snowboarder und anderer sportlicher Freigeister, wurde von der Landiwiese vertrieben ins Nirgendwo – und sogar dem Züri-Fäscht, der grössten Party des Landes, werden solch aufwendige Auflagen gemacht, dass es auf dem Sterbebett für Volksanlässe liegt.

Noch am Leben ist die Street Parade. Doch auch mit ihr dürfte es früher oder später den Bach (beziehungsweise die Limmat) runtergehen. Und die Fifa befindet sich bereits Mitten im Umzug in die USA und nach irgendwo. Die Zürcher Regierung wird wohl erst dann bemerken, was sie am Fussball-Weltverband hatte, wenn dieser ganz weg ist.

Immerhin kann Zürich durch andere Vorzüge punkten: durch ein bald flächendeckendes Tempo-30-Netz, durch Klimakleber an jeder Strassenecke – und durch das farbigste Strassenmosaik, auf dem sich die ganzen Sorgen der Welt auf ein Lastenvelo packen lassen. Und durch ein brandneues Fussballstadion, in dem der FC Zürich und die Grasshoppers ihre Spiele zu wahren Volksfesten machen. Allerdings ist Letzteres nicht ganz korrekt. Zwar existiert die neue Zürcher Fussball-Arena – doch vorderhand erst als Luftschloss und an der Basler Fasnacht.

Die Stadtregierung um Polit-Mutter Corine Mauch wird kaum etwas machen, dass sich dies ändert. Oder mit anderen Worten: Zurich, zero points!

Die 3 Top-Kommentare zu "Zurich, zero points: Dass die selbsternannte Hauptstadt der Schweiz nun auch den Eurovision Song Contest nicht austragen darf, ist ein weiterer Schritt in die Bedeutungslosigkeit"
  • globe_trotter

    Und auch in Basel wollen wir es nicht. Und auch im Rest der Schweiz. Am besten, dieser „Wettbewerb“ wird beerdigt.

  • lektor

    Ich bin nicht unglücklich darüber, dass die Heulovision 2025 nicht in meiner Heimatstadt stattfindet, auf die Street-Parade könnte ich auch verzichten, ebenso auf unsere linke Stadtregierung. Mit Wehmut denke ich noch an die Zeiten zurück, als wir mit Sigi Widmer und Thomas Wagner bürgerliche und vernünftige Politiker hatten. Tempi passati… und heute : O Tempora o mores 🙈🙈

  • juege

    Lesbos an der Limmat darf sich glücklich schätzen.