Die politische Korrektheit macht nicht vor ihresgleichen halt.

Dreadlocks bei Weissen stechen jede andere Qualität aus. Auch wenn man zum «richtigen» Lager gehört, kann man die Haare nicht einfach tragen, wie man will.

Ronja Maltzahn, die bei «Fridays for Future» in Deutschland singen wollte, durfte nicht: falsche Frisur.

Den Jungs der Reggae-Band Lauwarm ist die Schlagseite Richtung links auch anzusehen, aber egal: falsche Frisur.

Die Bühnenkünstlerin Nadeschkin, mit Garantie von sozialen Themen und dem Schicksal der Umwelt tief bewegt: Nützt nichts, falsche Perücke.

Gnadenlos räumen die Woke-Bewegten im eigenen Lager auf.

Nichts entgeht ihnen.

Aber offenbar gibt es eine unsichtbare Grenze: Denn kein Mensch spricht von Carola Rackete, der international bekannten Seenotretterin.

Die Frau, die unter Missachtung aller Regeln Flüchtlinge ans italienische Ufer brachte, ist unantastbar.

Rackete trägt Dreadlocks. Und niemanden kümmert’s.

Aufgefallen ist es durchaus: Hengameh Yaghoobifarah – laut Personenangaben «Autor_in» – schrieb schon vor über einem Jahr in der deutschen Taz über Racketes Frisur und ihren inneren Widerstreit bei diesem Anblick.

Aber sie kam zum Schluss: «Als die Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete für das Retten geflüchteter Menschen in Italien verhaftet wurde, war für mich klar, dass ihre Dreadlocks in dem Moment scheissegal sind.»

Da haben wir die Lösung: Ronja Maltzahn, Lauwarm und Nadeschkin sollten einfach auf einem Schiff anheuern und bei einer Seenotrettung mitmachen. Danach ist ihre Frisur kein Thema mehr.

Wer Flüchtlinge zu uns bringt, entzieht sich jeder kritischen Debatte.

Auch derjenigen über kulturelle Aneignung.