Wir befinden uns im Jahr 2024, die ganze Welt ist vom Imperium der Elektromotoren besetzt. Die ganze Welt? Nein! Das von unbeugsamen Ingenieuren bevölkerte Unternehmen Toyota hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten.» Dieser zugegebenermassen etwas überdramatisierte Einstieg soll nur bildlich darstellen, dass – auch in technologischen Belangen – Vielfalt besser ist als Einfalt. Mobilität hat letztlich etwas mit Kultur zu tun, wie die Popmusik. Es finden zwar offenbar die meisten Leute Taylor Swift eine tolle Sängerin, ich könnte allerdings keinen Song der Amerikanerin erkennen und bin froh, dass es in diesem Genre eine grosse Vielfalt gibt. Der neue Song von David Gilmour, «The Piper’s Call», beispielsweise ist grossartig, aber vermutlich ebenso Alte-weisse-Männer-Kultur wie der Benzinmotor.

Trotzdem haben die Erfinder des Hybrid-Aggregats bei Toyota vor einigen Tagen zusammen mit den Konkurrenten Mazda und Subaru eine neue Generation von Benzinmotoren der Weltöffentlichkeit vorgestellt. Dabei handelt es sich um Vierzylinder-Verbrenner mit 1,5, 2,0 und 2,5 Litern Hubraum mit Turboladern und als Saugmotoren. Das faszinierende an dieser neuen Technologie, made in Japan, ist, dass die modernen Autotriebwerke mit unterschiedlichen Treibstoffen betrieben werden können: dazu gehören neben fossilen Benzinsorten auch CO2-neutrale Brennstoffe wie flüssiger Wasserstoff, synthetischer Kraftstoff und Biokraftstoff.

Es hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass Elektroautos zwar lokal emissionsfrei sind, aber deshalb nicht zwingend umweltfreundlich sein müssen. Die Herstellung ist energieintensiv und belastet das CO2-Budget der E-Fahrzeuge etwa 1,5-mal mehr als bei einem Verbrennermodell, gemäss einer Untersuchung des Luxembourg Institute of Science and Technology. Es gibt verschiedene Berechnungen dazu, und eine absolute Wahrheit ist schwer zu finden, aber bis ein Elektroauto seine Vorbelastung aus der Produktion neutralisiert hat, muss es – am Beispiel eines VW Golf mit Benzin- beziehungsweise Elektromotor – rund 48 000 Kilometer zurücklegen. Und danach ist die Bilanz nur besser, wenn die Batterie mit Strom aus Atomkraftwerken, Wasserkraft, Solaranlagen oder Windrädern gefüllt wird.

Aus der Sicht der gewissenhaften Toyota-Ingenieure macht das ökonomisch und ökologisch wenig Sinn. Die neuen Verbrennungsmotoren sind kleiner, leichter, leistungsstärker und 30 Prozent effizienter als bisher, vor allem aber sind sie Teil einer cleveren gesamtheitlichen Strategie. Toyota arbeitet mit dem japanischen Erdölunternehmen Idemitsu Kosan und anderen grossen Industrieunternehmen – darunter auch Mitsubishi – am Aufbau einer CO2-neutralen Kraftstoffversorgungskette. Das Ziel ist, durch Dekarbonisierung Verbrenner als Alternative anbieten zu können, die in einer Gesamtbilanz ebenso gut oder besser abschneiden als Elektroantriebe.

 

Toyota

Die neuen Verbrennungsmotoren mit 1,5, 2,0 und 2,5 Litern Hubraum sind noch in der Entwicklung und sollen 2027 auf den Markt kommen.

Die 3 Top-Kommentare zu "Das gallische Dorf"
  • aliasmailster

    Daumen hoch für Toyota, eine Marke, die den ganzen korrupten Klima-Schwachsinn nicht mitmacht! Nichts ist unmöglich....

  • Kaiser Nero

    Erinnern wir uns noch? Weg von der Schallplatte hin zur Compact Disk. Mittlerweile hat sich die gute alte Schallplatte neben CD und Streamen auch wieder zurück gemeldet. Genauso wird der Elektro Hype wieder versanden. Anstatt wie auch beim Stromgesetz die Forschung und Entwicklung mit an Bord zu holen, wollen Grüne oder bald die ganze Politik wie bald bei allen anderen auch ideologisch mit dem Kopf durch die Wand. Die eigentlichen und wichtigsten Probleme die Bürger bewegen, werden ignoriert.

  • decrinis

    Konnichiwa Nippon. Japanische Motortechnik war immer höchst innovativ und faszinierend. Habe den RX-7 mit dem Wankeltriebwerk sehr geschätzt. Der war zwar kein Sparmeister und die komplizierte Technik hatte einige Schwachstellen, aber was Laufruhe und Kraftentfaltung betraf höchst anspruchsvoll.